KNA: Nach dem angekündigten Rückzug von Kardinal Marx vom Vorsitz der Bischofskonferenz richten sich die Augen auf Mainz, wo Anfang März ein Nachfolger gewählt werden soll. Was bedeutet der Wechsel für die Bischofskonferenz und was bedeutet er für den Synodalen Weg?
Pater Hans Langendörfer (Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz): Zunächst einmal: Unabhängig vom Synodalen Weg stehen die deutschen Bischöfe wohl am Beginn einer neuen Etappe, in der vermutlich das bisherige Ziel, durch Kompromisse Konsens zu erzielen, immer wieder der Bereitschaft Platz machen muss, Stärke durch Gemeinsamkeit auch im Dissens zu gewinnen. Das ist ein wichtiges Erfordernis im Übergang zum neuen Vorsitzenden. Von diesem Ringen um Gemeinsamkeit wird wohl auch der Fortgang des Synodalen Weges gekennzeichnet sein, der jetzt mit dem Beginn der Forenarbeit an seine vielleicht wichtigste Bewährungsprobe kommt.
KNA: Von Marx stammt das Wort, es sei jetzt Zeit für einen Generationswechsel. Gilt das auch für den Sekretär der Bischofskonferenz?
Langendörfer: Ja, so ist es. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, nicht mehr für eine Wiederwahl in das Amt des Sekretärs der Bischofskonferenz zur Verfügung zu stehen. Ich habe dieses Amt mit großer Freude mehr als zwei Jahrzehnte ausgeübt und bin zu der Überzeugung gelangt, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, es in jüngere Hände zu übergeben.
KNA: Die Satzung der Bischofskonferenz fordert nicht unbedingt einen Priester...
Langendörfer: ... auf jeden Fall möchte ich den Weg freimachen für eine Nachfolgeregelung, bei der Überlegungen, wonach das Amt nicht zwingend von einem Priester ausgeübt werden muss, zum Tragen kommen können.
KNA: Ein gleichzeitiger Wechsel im Vorsitz und im Sekretariat würden sowohl für die Bischofskonferenz wie auch für den Synodalen Weg in mancher Hinsicht eine doppelte Zäsur bedeuten. Wo bleibt da die Kontinuität?
Langendörfer: Diese wird sicher durch diejenigen, die seit Jahren in der Bischofskonferenz und im ZdK wirken, gewährleistet sein. Aber wenn es der zukünftige Vorsitzende der Bischofskonferenz und die Bischöfe wünschen, bin ich gerne bereit, den Wechsel im Vorsitz der Bischofskonferenz und die Einarbeitung der künftigen Leitung des Sekretariats bis zum Jahresende mit voller Kraft zu unterstützen. Bis zur nächsten Synodalversammlung in Frankfurt könnte ich noch gemeinsam mit ZdK-Generalsekretär Marc Frings das Sekretariat des Synodalen Wegs leiten. Mir liegt sehr daran, dass dieses einmalige Projekt weiter gut vorankommt.
KNA: Sie sind seit fast einem Vierteljahrhundert Sekretär der Bischofskonferenz. Haben Sie schon persönliche Pläne für die Zeit danach?
Langendörfer: Für mich ist immer die Vermittlung von Glaube und persönlicher Gläubigkeit einerseits und säkularer Welt andererseits ein zentrales Thema gewesen, auch schon vor der Arbeit im Sekretariat. Das wird so bleiben, mit einem hoffentlich deutlich seelsorgerischen Anteil und weiteren Engagements, bei denen ich einbringen kann, was ich über die Jahre gelernt habe und kann. Wie das konkret aussieht, wird sich weisen.
Das Interview führte Ludwig Ring-Eifel.
Information der Redaktion: Sollte eine Frau oder ein Mann ohne Priesteramt die Stelle als Sekretär oder Sekretärin der Deutschen Bischofskonferenz übernehmen, wäre dies das erste Mal in der 172-jährigen Geschichte der Konferenz.
In der wesentlich kleineren katholischen Bischofskonferenz für Skandinavien und Island, der sogenannten Nordischen Bischofskonferenz, übt mit der Ordensfrau Anna Marija Kaschner, schon jetzt eine Frau das Amt der Generalsekretärin aus.
Langendörfer arbeitete als Sekretär mit den Vorsitzenden Karl Lehmann (bis 2008), Robert Zollitsch (2008 - 20014) und Reinhard Marx (2014 - 2020) zusammen. Er war zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundeskanzleramt unter Helmut Kohl (CDU) sowie Leiter des "Foyers der Jesuiten" in Bonn. 2019 hatte er gemeinsam mit Marx und den Spitzen des katholischen Laien-Dachverbands ZdK den Synodalen Weg in Gang gebracht, bei dem die katholische Kirche in Deutschland über ihre Zukunft debattiert.