Kaum ein Tag im Kirchenjahr hat so viele Namen wie der 6. Januar: Dreikönigstag, Dreikönigsfest oder auch einfach nur Heilige Drei Könige.
In der liturgischen Sprache der Katholischen Kirche ist aber keine Rede von den Königen, sondern der 6. Januar ist das "Hochfest der Erscheinung des Herrn". Die Heiligen Drei Könige kommen an dem Tag im Evangelium nach Matthäus vor, dort werden sie aber lediglich als Sterndeuter erwähnt, als maggoi, auch über die Anzahl sagt die Bibel nichts. Sie haben "seinen Stern aufgehen sehen" und wollen ihm huldigen, so erzählt es das Neue Testament.
Der 6. Januar ist in vielen christlichen Konfessionen ein besonderer Tag, als Epiphaniasfest wird es bis heute in der Evangelischen Kirche gefeiert. Die orthodoxe Kirche legt einen anderen Schwerpunkt und nennt den Tag das Hochfest der Theophanie des Herrn, als die Offenbarung Gottes als Dreifaltigkeit bei der Taufe Jesu Christi durch Johannes im Jordan. Die Rede von Epiphanie oder Theophanie – was hat das nun mit den Heiligen Drei Königen zu tun?
Gott erscheint ganz unterschiedlich
Das altgriechische Wort ἐπιφάνεια meint zunächst die plötzliche Erscheinung eines übernatürlichen Wesens. Die Bibel kennt dieses sichtbare Erscheinen Gottes in der Welt sowohl im Alten wie im Neuen Testament. Besonders bekannt ist die Erzählung im Buch Exodus vom brennenden Dornbusch, der zwar in Flammen steht, aber nicht verbrennt. Mose begegnet so dem Gott JHWH.
Diese Selbstmitteilung Gottes hat für die Menschen einen ermutigenden oder heilsvermittelnden Charakter. Mit Blick auf Jesus Christus als Sohn Gottes stehen in diesem Zusammenhang im Neuen Testament die Osterzählung, die Taufe Jesu, die Verklärung und das Wandeln über den See besonders im Fokus. Gott "erscheint" in der Gegenwart von Jesus Christus – diese göttliche Gegenwart wird durch die Anbetung durch die Sterndeuter besonders deutlich – deswegen stehen sie im Zentrum des Hochfestes.
Dreikönigstag in Köln
Da der Überlieferung nach die Gebeine der Heiligen Drei Könige als Reliquien im Kölner Dom verehrt werden, ist der 6. Januar für Köln und das Erzbistum Köln ein ganz besonderer Tag, an dem zum Beispiel in der Regel zwei Pontifikalämter am Morgen und am Abend gefeiert werden – der kostbare Reliquien-Schrein ist durch eine Trapezklappe geöffnet und gewährt einen allerdings sehr begrenzten Blick auf das Innere; drei gekrönte Schädel lassen sich erahnen.
1164 kamen die Gebeine nach Köln, der gotische Dom wurde später extra dafür und für den großen Pilgeransturm gebaut – und erst im 19. Jahrhundert vollendet.
Sterndeuter und die Taufe
Doch für die Epiphanie sind nicht nur die Sterndeuter wichtig. Entscheidend ist auch die Taufe Jesu, bei der dann laut Bibel die Stimme Gottes zu hören ist, Gott erscheint in diesem Moment nicht "nur" in Jesus, sondern der Heilige Geist kommt als Taube vom Himmel und aus dem Himmel ist eine Stimme zu hören: "Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden" (Lk 3,22). Folgerichtig ist das Fest Taufe des Herrn katholischerseits am Sonntag nach dem 6. Januar, in der evangelischen Kirche wird die dann am 1. Sonntag nach Epiphanias thematisiert.
Julianischer und gregorianischer Kalender
Die Orthodoxe Kirche verwendet noch den julianischen Kalender, Weihnachten wird deswegen am 7. Januar nach dem gregorianischen Kalender gefeiert. Das Fest am 6. Januar wird entsprechend später gefeiert und fällt nach dem gregorianischen Kalender auf den 19. Januar.
In der Orthodoxie betont das Fest der Theophanie ebenfalls das Erscheinen Gottes in der Welt, legt aber den Schwerpunkt auf die Taufe Jesu im Jordan. Während in den westlichen Kirchen die Heiligen Drei Könige bis heute den 6. Januar vor allem volkskirchlich dominieren, steht auf orthodoxer Seite die Große Wasserweihe im Fokus. In Anlehnung an die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan wird das Wasser gesegnet – aber nicht ein bestimmtes Wasser oder ein besonderer Fluss, sondern das Wasser der gesamten Schöpfung.
Ob nun Theophanie oder Epiphanie – der 6. Januar entwickelt sich aus christlicher Sicht mindestens seit dem 2. Jahrhundert zu einem bedeutenden Fest. Vorher dominierte wohl – je nach Region - um den 10. Januar herum ein Festtag des antiken Kaiserkultes zu dessen Erscheinen als Herrscher. Aus dem Kaiser ist im christlichen Verständnis Gott selbst geworden, der den Menschen erscheint. Und das muss gefeiert werden!