DOMRADIO.DE: Zwei Jahre lang mussten sie warten. Seit Freitag sind gut 2.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Westernohe in Rheinland-Pfalz zum traditionellen Pfingstlager zusammengekommen. Die letzten zwei Jahre ist das wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Was ist das für ein Gefühl?
Joschka Hench (Bundesvorsitzender der Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg): Etwas sehr Sensationelles. Der Geruch von Lagerfeuer und das Miteinander hat vielen im Verband gefehlt. Als ich gestern über den Platz gelaufen bin, habe ich in sehr viele beseelte Gesichter blicken können und das macht einfach gute Laune.
DOMRADIO.DE: Die meisten Coronaregeln sind mittlerweile weggefallen. Fühlt es sich schon so an wie vor der Pandemie?
Hench: Ganz so fühlt es sich nicht wieder an, aber das ist auch gut so. Ich glaube, dass es wichtig ist, die Situation aktuell nicht zu verharmlosen. Wir hatten dementsprechende Schutzkonzepte und haben diese auch mit den Stämmen vor Ort im Vorfeld besprochen.
Wir hatten Quarantänezonen und reduzierte Teilnehmerzahlen. Wir hatten keine Großveranstaltungen, wie wir sie sonst haben. Aber das Entscheidende war einfach, dass wieder ein Schritt in Richtung Normalität möglich war. Das ist gelungen und die Leute sind zufrieden.
DOMRADIO.DE: Was für besondere Highlights hatten Sie auf dem Programm?
Hench: Es klingt weniger spektakulär, weil viel dezentral passiert ist. Aber es wurde an vielen Ecken sehr viel angeboten: Es gab Projekte zum Klimaschutz mit Kochen auf Solarkochern, es gab internationale Aspekte wie Informationen rund um den Nahen Osten, es gab für die verschiedenen Altersstufen Angebote wie das Erstellen von Freundschaftsbüchern und natürlich ganz viel obligatorisches Lagerfeuer, Gitarrenmusik und zusammen Singen. Das ist dann doch nochmal was anderes, weil es vor dem Rechner so schlecht möglich ist.
DOMRADIO.DE: Auch wenn Sie die Pandemie noch im Hinterkopf haben. Wie wichtig ist es, dass dieses Pfingstlager wieder in Präsenz stattfinden kann?
Hench: Sowohl das Pfingstlager als auch generell die Präsenzveranstaltungen sind etwas, was gerade für Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren enorme Faktoren waren. Als Jugendverband sind wir an einem Ort, der neben Schule für Kinder und Jugendliche eine ganz entscheidende Rolle spielen kann und der in den letzten Jahren zurückgefallen ist. Und das merkt man – da gibt es auch Studien zu – dass das für die Gesundheit, auch für das Gleichgewicht, in dem Kinder und Jugendliche aufwachsen, entscheidende Faktoren sind.
Insofern glaube ich, dass es elementar ist, dass da wieder Angebote laufen. Für uns als Verband ist das ein großer Schritt und wir freuen uns auf die weiteren Schritte.
DOMRADIO.DE: Heute ist der letzte Tag des Pfingstlagers in Westernohe. Worauf freuen sich die Teilnehmenden und auch Sie besonders?
Hench: Ich persönlich bin seit Mittwoch schon hier und hatte quasi ein paar Tage Vorlauf. Ich freue mich darauf, wieder etwas Abschalten zu können. Was jetzt an Vorfreude geweckt wurde, waren diese Präsenzveranstaltungen und Aktivitäten – also das, was in der Vergangenheit in den Hintergrund gerückt ist. Das ist das, was für die Menschen und für uns als Verband das Wertvollste ist und dass die Vorfreude auf die nächsten Aktionen wieder geweckt wurde.
Das Interview führte Julia Reck.