Die bisher gut überstandene Operation ist eine Zäsur

Erstmals musste Franziskus als Papst ins Krankenhaus

Die Nachricht, der Papst müsse sich einer Darm-OP unterziehen, kam wie ein Blitz vom Himmel. Inzwischen geht es Franziskus gut; noch diese Woche könnte er aus der Klinik entlassen werden. Doch wie geht es weiter?

Autor/in:
Roland Juchem
Papst Franziskus im Gespräch mit einem Krankenhausmitarbeiter in der Gemelli-Klinik / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus im Gespräch mit einem Krankenhausmitarbeiter in der Gemelli-Klinik / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Am vergangenen Sonntag um 12.15 Uhr waren alle erleichtert. Der Papst schien wohlauf, das mit Spannung erwartete traditionelle sonntägliche Mittagsgebet hatte er gut absolviert. Bis dahin fragten sich viele: Wie sieht Franziskus aus nach der Darm-OP eine Woche vorher? Wirkt er schwach? Mit dem Auftritt würden sich zudem anhaltende Zweifel ob der vatikanischen Informationspolitik bestätigen oder zerstreuen lassen.

Erst Angelus im Stehen, dann Rollstuhl-Bilder

Während der gesamten gut zehnminütigen Ansprache von einem Balkon des 10. Stocks der römischen Gemelli-Klinik aus stand Franziskus. Er bedankte sich für die guten Wünsche und Gedanken. Besonders hob das Kirchenoberhaupt den Einsatz des medizinischen und pflegerischen Personals hervor und nutzte die sonst eher biblisch angelegte Ansprache zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für ein Gesundheitssystem, das allen Menschen zur Verfügung steht.

Nur wenige waren später etwas irritiert, als Videobilder zeigten, wie Franziskus im Rollstuhl sitzend über den Flur geschoben wird. Der 84-Jährige begrüßt Mitarbeiter und Patienten, fragt eine Dame, die im Bett auf dem Flur liegt, nach ihrem Befinden und stellt fest, sie beide seien ja gleich alt. Da der Papst ohnehin nicht gut zu Fuß ist, verwundert es nicht, wenn er so bald nach der OP noch gefahren wird.

Papst fängt langsam wieder mit der Arbeit an

Nachrichtlich hatte sich im Vatikan nicht viel verändert, seit Franziskus am vergangenen Sonntag ins Krankenhaus verschwand. Weiterhin wurden Personalentscheidungen und Papst-Botschaften bekanntgegeben. Am Freitag teilte der Vatikan zudem mit, das Kirchenoberhaupt habe bereits einige Texte gelesen und somit langsam die Arbeit wieder aufgenommen.

Die Frage, die anfangs kurzzeitig zirkulierte: Was wäre, wenn das Kirchenoberhaupt gesundheitlich bedingt amtsunfähig ist, stellt sich aktuell nicht.

Was sagt das Kirchenrecht?

Das Kirchenrecht gäbe dazu auch nicht viel her. Die Frage, was bei Amtsunfähigkeit eines Papstes zu tun ist oder auch, wann der Tatbestand eintritt oder wer dies feststellt, ist nicht geregelt. Kanon 335 des Kirchenrechts sagt nur: "Bei Vakanz oder völliger Behinderung des römischen Bischofsstuhles darf in der Leitung der Gesamtkirche nichts geändert werden; es sind aber die besonderen Gesetze zu beachten, die für diese Fälle erlassen sind."

Besondere Gesetze gibt es - aber nur für die Vakanz des Bischofsstuhls, also nach Tod oder Rücktritt eines Papstes. Sie regeln aber nicht den Fall, dass ein Papst in seinen Amtsgeschäften "völlig behindert" ist.

Päpste gehen unterschiedlich mit Krankheiten um

Um sein persönliches Befinden macht Franziskus im Allgemeinen wenig Aufhebens. Während Johannes Paul II. Krankenhausaufenthalte meist ankündigte und ausführlich ums Gebet bat, will der aktuelle Papst allenfalls die nötigsten Informationen mitgeteilt wissen.

Was nicht ausschließt, dass er 2019 ein langes Interview gab für ein Buch über "die Gesundheit der Päpste"; inklusive Informationen zu seiner Lungen-OP als 21-Jähriger und einer Neurose aus der Zeit der Militärdiktatur. Aber beides liegt lange zurück.

Zäsur für das Tempo von Papst Franziskus

Nachdem die Pandemie im Frühjahr 2020 sein Tempo kurzzeitig zu drosseln schien, zog Franziskus dann wie zu einem Schlusssprint seiner Amtszeit an. Interviews, Vorwörter, Videobotschaften, vatikanische Online-Konferenzen, eine Enzyklika, Reformerlasse und Ernennungen folgten Schlag auf Schlag.

Doch sein erster Krankenhausaufenthalt als Papst ist sicherlich eine Zäsur für Franziskus. Das mitunter atemraubende Tempo, das er seit Amtsantritt vorlegte, wird der nunmehr 84-Jährige nicht durchhalten können.

Weitere Reisepläne des Papstes

Auf dem Rückflug von Bagdad Anfang März schon bekannte Franziskus, das Reisen würde doch sehr anstrengend. Er weiß, dass seine Zeit weniger wird: Sein Geist bleibt willig, sein Körper wird schwächer. Und so ließ der Papst einen Tag, bevor er sich auf den OP-Tisch legte, den Termin des lange erwarteten Strafprozesses zum Finanzskandal im Vatikan bekanntgeben. Soll der doch zu einem Test seiner Kurienreform werden.

Noch werde Franziskus "einige Tage" in der Klinik bleiben, teilte der Vatikan am Montag mit. Die unmittelbar postoperative Behandlungsphase sei abgeschlossen; nun würden weitere Therapie- und Reha-Maßnahmen optimiert. Wie viel seiner Kraft Jorge Bergoglio wiedererlangt, muss sich zeigen. Immerhin hat er Reisepläne: Im September nach Budapest und in die Slowakei; vermutlich auch Anfang November zum Klimagipfel nach Glasgow.


Angelus-Gebet mit Papst Franziskus auf dem Balkon der Gemelli-Klinik / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Angelus-Gebet mit Papst Franziskus auf dem Balkon der Gemelli-Klinik / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA