"Wir brauchen die Evangelische Kirche auf unserer Seite", sagte van Baalen. "Sie haben die Möglichkeit, Ihre Stimme zu erheben." Die Kirche müsse an die Politik appellieren, "um endlich den Klimaschutz einzufordern, den es in dieser Lebenssituation braucht".
Nötig sei eine gesellschaftliche Transformation, auch wenn es nicht einfach sei: "Sonst lassen wir Milliarden Menschen und die junge Generation im Stich."
Tägliche Morddrohungen
Van Baalen beklagte vor der Synode, dass die Gefahr der Klimakatastrophe nicht angemessen thematisiert werde. "Fast vier Milliarden Menschen leben in Regionen, die nicht mehr bewohnbar sein werden", sagte sie. "Dürre und Wassermangel werden die Landwirtschaft weltweit in die Knie zwingen." Die Klimaaktivistin berichtete davon, dass ihre Bewegung täglich Morddrohungen erhalte.
Nach dem Tod einer Berliner Radfahrerin, der von Medien in einen Zusammenhang mit einer Protestaktion der "Letzten Generation" gestellt wurde, sei dies besonders schlimm geworden. "Das zeigt noch mal, wie wichtig es ist, für die Klimaaktivisten die Stimme zu erheben", sagte van Baalen. "Weiter zu warten, bis die nächste Flut das Ahrtal wegspült, ist das falsche Zeichen."
"Kirche kann für Dialog sorgen"
Von zahlreichen Synodalen erhielt van Baalen stehenden Applaus. Die Schöpfungsbeauftragte der EKD, die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, bot der Aktivistin Gespräche an. Die Kirche könne die Aktivisten in den Dialog mit Politikern bringen. Die Kirchen sollten ferner dafür eintreten, dass das Recht auf Protest auch für die Klimaaktivisten gelte.
Der bayerische Pfarrer Thomas Zeitler, der sich selbst bei "Extinction Rebellion" engagierte, forderte die Synodalen auf, die Aktionen der Klimaaktivisten zu unterstützen. Sie könnten zum Beispiel bei einer Straßenblockade durch den Stau gehen und die Autofahrer aufrufen, eine Rettungsgasse zu bilden oder Aktivisten, die in Haft genommen wurden, nach ihrer Freilassung "mit fair gehandelten Bananen oder Schokolade" vor dem Gefängnis abholen. Damit solle ihnen gezeigt werden, dass sie nicht alleine seien.