Das sagte Vowe am Samstag beim Jahresempfang des Neukirchener Erziehungsvereins. Im Internet könne jeder vom Hörer zum Sprecher werden. "Und viele wollen das auch." Wer also in der Zukunft noch wahrgenommen werden will, müsse die Digitalisierung für sich nutzen und sie beherrschen, stellte er klar.
Die digitale Kommunikation öffne vor allem Chancen für Außenseiter, erklärte der Professor für Kommunikation und Medienwissenschaft an der Universität Düsseldorf. Jeder könne heute zur Willensbildung beitragen. Zugleich verstärke sich die gesellschaftliche Polarisierung. Die gewachsene Konkurrenz um die Weltdeutung spürten auch die Kirchen sowie Print- und Rundfunkmedien.
"Inflation von Worten"
"Erwartet wird eine Kommunikation, die auf den Nutzer zugeschnitten ist", sagte Vowe weiter. Das müssten auch die Kirchen für sich nutzen. Das sei wichtig in einer Zeit, in denen die Kommunikation unübersichtlich geworden sei, weil Parteien, politische Gruppen, staatliche Instanzen oder Einzelpersonen ohne Umweg über die Presse "ihre Botschaft verkünden". Der Direktor des Neukirchener Erziehungsvereins, Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein, betonte, dass die Frage der Haltung angesichts der "Inflation von Worten" an Bedeutung gewonnen habe.
Der Neukirchener Erziehungsverein wurde 1845 von Pfarrer Andreas Bräm gegründet und gehört zu den größten deutschen Kinder- und Jugendhilfeträgern in Deutschland. In zehn Bundesländern betreut der Verein zusammen mit seiner Tochtergesellschaft Paul Gerhardt Werk rund 3.000 junge Menschen. Auch in der Alten- und Behindertenhilfe sowie in der Aus-, Fort- und Weiterbildung ist der Erziehungsverein mit seinen etwa 1.900 Mitarbeitern tätig. Im eigenen Verlag erscheint der Neukirchener Kalender, ein bundesweit bekannter Andachts- und Meditationskalender.