Den Bischöfen warf er am Donnerstag in Würzburg vor, bei ihrer Frühjahrsvollversammlung nicht den Mut aufgebracht zu haben, radikale Schritte zu unternehmen, die zu einer Wende führten angesichts der Situation, in der sich die Kirche befinde. Einen synodalen Prozess zu beginnen, wie ihn der Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx angekündigt habe, sei immer gut, "aber es klingt mir zu sehr nach Vertrösten und letztlich Aussitzen".
Der Theologe sagte, er hätte sich gewünscht, dass die Bischöfe sich mit einer Petition an den Papst wenden würden, in der sie ihn auffordern, erste Schritte für die Aufhebung des Pflichtzölibats zu unternehmen. Denn neben dem zölibatären Priester sollte es "ganz selbstverständlich" künftig auch den verheirateten Priester geben.
Homosexuelle Priester und Frauen in Weiheämtern
Zudem hätten die Bischöfe bekannt geben können, dass sie in Zukunft auch homosexuelle Männer zu Priestern weihen, so Müller. In Bezug auf die Frauenfragen hätten sie sich verpflichten sollen, die Anzahl an Frauen in ständigen Räten stetig zu erhöhen, mit dem Ziel, mit der Zeit zu erreichen, dass die Hälfte der Mitglieder Frauen wären.
Zugleich hätten sich die Bischöfe dafür stark machen sollen, dass Frauen zu den Weiheämtern zugelassen werden, sagte Müller. Seiner Vorstellung hätte es auch entsprochen, dass sie dazu aufrufen, dass Bischöfe, die sexualisierte Gewalt vertuscht hätten, zu ihrer Schuld stehen - und sollten sie noch im Amt sein, dieses niederlegen.
Müller war von 1991 bis 2016 Leiter des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach. Das Recollectio-Haus ist eine Einrichtung der Abtei Münsterschwarzach. Es will Priestern, Ordensleuten und Mitarbeitern in der Seelsorge die Möglichkeit geben, sich körperlich, psychisch und geistlich-spirituell zu sammeln, um sich für die pastorale Aufgabe zu stärken. Getragen wird das Haus von den Diözesen Fulda, Freiburg, Limburg, Mainz, München-Freising, Paderborn, Rottenburg-Stuttgart und Würzburg.