Erzbischöfe: Dramatische Lage von Christen in Nigeria und Syrien

"Schmutziges Spielchen der Weltwirtschaft"

Verfolgung, Diskriminierung und die Missachtung grundlegender Menschenrechte: Für viele Christen ist die Situation in Kriegs- und Krisengebieten dramatisch. Kirchenführer aus Syrien und Nigeria wollen darauf aufmerksam machen.

Zerstörter Altar in der Kirche des Sergius Klosters in Maalula (Syrien) / © Karin Leukefeld (KNA)
Zerstörter Altar in der Kirche des Sergius Klosters in Maalula (Syrien) / © Karin Leukefeld ( KNA )

Das sagten der Erzbischof von Kaduna in Nordnigeria, Matthew Man-Oso Ndagoso, und der maronitische Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobji, bei einer Pressekonferenz des Hilfswerks "Kirche in Not" am Freitag in Köln. Die Christen in Nordnigeria seien nicht nur den Angriffen durch die islamistische Terrorgruppe Boko Haram, sondern auch einer systematischen Diskriminierung ausgesetzt, sagte Erzbischof Ndagoso.

Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheit

Obwohl der Bevölkerungsanteil von Christen und Muslimen relativ ausgeglichen sei, würden Christen in manchen Regionen sozial benachteiligt. In einigen Bundesstaaten im Norden sei christlicher Religionsunterricht verboten, Baugenehmigungen für Kirchen würden konsequent verweigert, obwohl die Religionsfreiheit in der Verfassung verankert sei.

Ungerechtigkeit und soziale Ungleichheit innerhalb der nigerianischen Gesellschaft seien auch Ursache für den Einfluss von islamistischen Terrorgruppen wie Boko Haram. Armut mache die Menschen empfänglich für Versprechen von Terroristen, so Erzbischof Ndagoso.

Arm und geblieben

Er warnte jedoch vor Verallgemeinerungen. So würden die in Nordnigeria herrschenden Auseinandersetzungen zwischen Farmern und Viehhirten häufig als Konflikt zwischen Christen und Muslimen beschrieben, obwohl es sich tatsächlich um einen Landkonflikt handle.

Der maronitische Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobji, verwies auf große Probleme durch die Abwanderung von Christen aus Syrien; ihre Zahl habe sich auf ein Drittel reduziert. "Das hat uns, die geblieben sind, ärmer gemacht, nicht nur in wirtschaftlicher, auch in gesellschaftlicher Hinsicht."

Rolle der internationalen Gemeinschaft

Obwohl sich die Lage in einigen Teilen des Landes zuletzt beruhigt habe, seien bislang keine ins Ausland geflohenen Christen zurückgekehrt. Auch wenn die Aufnahmebereitschaft etwa Deutschlands für schutzsuchende Syrer ein Segen gewesen sei, seien die Folgen der Abwanderung für das Land dramatisch.

Tobji kritisierte die Rolle der internationalen Gemeinschaft in dem andauernden Konflikt. "Es ist jedem vollkommen klar, dass die Gründe für ein solches Kriegsdesaster, das wir jetzt seit sieben Jahren durchmachen, nichts mit der Forderung nach Demokratie oder Freiheit zu tun haben. Es geht vielmehr um ein schmutziges Spielchen der Weltwirtschaft. Faktoren wie Waffenhandel, Ressourcen wie Öl und Gas und Gegensätze in der politischen Welt schürten den Konflikt."

Der maronitische Erzbischof warnte zugleich davor, dem syrischen Volk eine westliche Form der Demokratie aufdrängen zu wollen. Für einen Großteil der Menschen dort sei Demokratie bislang etwas rein Theoretisches. Syrien sei für diesen Schritt noch nicht bereit.


Quelle:
KNA