Erzbischof Gadecki kritisiert Russlandpolitik des Vatikan

"Sehr naiv und utopisch"

Der Vorsitzende der katholischen Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, kritisiert die Russlandpolitik des Vatikan. Dieser gehe zu gutgläubig mit Russland um und unterschätze die Länder Osteuropas.

Eine ukrainische Fahne ist auf dem Petersplatz zu sehen / © Evandro Inetti/ZUMA Press Wire (dpa)
Eine ukrainische Fahne ist auf dem Petersplatz zu sehen / © Evandro Inetti/ZUMA Press Wire ( dpa )

"Meiner Meinung nach sollte der Vatikan reifer mit Russland umgehen, denn die alte und momentane Herangehensweise erscheint sehr naiv und utopisch", sagte Gadecki Polens katholischer Nachrichtenagentur KAI (Montag). 

Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen / © Paul Haring (KNA)
Stanislaw Gadecki, Erzbischof von Posen / © Paul Haring ( KNA )

Selbstverständlich seien Kontaktaufnahme und Dialog edle Ziele. Damit gehe aber keine "ausreichend ernsthafte Reflexion auf der Seite des Vatikan" einher.

Gadecki verwies darauf, dass Russlands Präsident Wladimir Putin Papst Franziskus bewusst erniedrigt habe, indem er wiederholt einige Stunden zu spät zu Treffen gekommen sei. "Der Heilige Stuhl sollte sich darüber im Klaren sein, dass er in seinen Beziehungen zu Russland - gelinde gesagt - vorsichtiger sein sollte, weil die Erfahrungen der mittel- und osteuropäischen Länder zeigen, dass Lügen die zweite Wesensart der russischen Diplomatie sind", so der Erzbischof.

Wladimir Putin und Papst Franziskus (2019) / © Paul Haring (KNA)
Wladimir Putin und Papst Franziskus (2019) / © Paul Haring ( KNA )

Zugleich scheine es so, dass die Staaten Mittel- und Osteuropas von der vatikanischen Diplomatie unterschätzt würden. In der aktuellen Kriegssituation sei es am wichtigsten, dass der Heilige Stuhl die Ukraine auf allen Ebenen unterstütze.

Papst in Polen für seine Politik kritisiert

Gemeinsam mit zwei weiteren polnischen Erzbischöfen besuchte Gadecki vergangene Woche die Ukraine. In Kiew sprachen sie auch mit dem vatikanischen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Gallagher, der ebenfalls in die Ukraine gereist war.

Erzbischof Paul Gallagher / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Paul Gallagher / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

In Polen stieß auf Kritik, dass sich der Papst zuerst mit Putin in Moskau treffen wollte, statt in die Ukraine zu reisen. Der Kreml-Chef lehnt bislang aber eine Begegnung ab. Zudem werteten es in einer Umfrage fast 79 Prozent der Polen als schlecht, dass Franziskus der Nato eine mögliche Mitverantwortung für Russlands Einmarsch in die Ukraine zugewiesen habe. Der Papst hatte in einem italienischen Zeitungsinterview gesagt, vielleicht habe "das Bellen der Nato an Russlands Tür" Kreml-Chef Putin veranlasst, den Konflikt auszulösen.

Hintergrund: Debatte um Papst-Äußerungen

In einem Interview der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" hatte der Papst zu bedenken gegeben, vielleicht habe "das Bellen der Nato an Russlands Tür" Wladimir Putin dazu gebracht, den Konflikt auszulösen.

Dieser Konflikt sei von außen geschaffen worden. Er könne nicht sagen, ob es richtig sei, die Ukraine jetzt mit Waffen zu versorgen, so Franziskus weiter. Zugleich hatte er in dem Interview den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. kritisiert. Dieser dürfe sich "nicht zum Messdiener Putins machen".

Papst Franziskus
  / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA