Erzbischof Gössl und Oberbürgermeister König fordern politische Kirche

"Gesellschaft verändert sich"

Der Glaube muss Freude machen, sind sich der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König einig. Sie sind überzeugt, dass sich die Kirche in den politischen Diskurs einbringen muss.

Blick über Nürnberg / © fischers (shutterstock)

Erzbischof Herwig Gössl sagte in einem Doppelinterview dem Magazin "Leben im Erzbistum Bamberg", dass es seiner Meinung nach nicht anders gehe, als dass die Kirche auch politisch sei. Parteipolitische Äußerungen lehne er ab, "aber die Anliegen der Menschen aufgreifen, sich für die Schwachen einsetzen, das ist auch politisch".

Erzbischof Herwig Gössl / © Katharina Gebauer (KNA)

König wiederum wünscht sich eigenen Worten zufolge, dass die Kirche zur Frage, in welcher Demokratie man leben wolle, lauter ist. Es habe Zeiten gegeben, in denen sie dazu zu oft geschwiegen habe. "Das darf sich nicht wiederholen." Die Schwächeren müssten gehört und gesehen werden. Dafür zu sorgen, sei auch Aufgabe der Kirchen, mahnte der katholische CSU-Politiker. Zugleich bekannte er, dass ihm sein Glaube Kraft, Halt und Orientierung gebe: "Das ist ein Kompass." Das Bewusstsein, dass es noch eine höhere Instanz gebe, und das Gefühl, getragen zu werden, seien für seine Arbeit ein wichtiger Aspekt.

Vorbildfunktion

Angesprochen darauf, dass Parteien und Kirchen mit ähnlichen Problemen wie Mitgliederschwund und Vertrauensverlust kämpften, erklärte König: "Wir müssen etwas tun. Gesellschaft verändert sich, es gibt Trends. Aber man kann Trends auch mitgestalten, das ist der Auftrag der Politik." Kirche und Politik hätten eine Vorbildfunktion, mit der sie die Gesellschaft prägten. Letztlich gehe es aber nicht um die Masse, sondern um Klasse und Qualität. "Ich werbe für eine starke Demokratie, die alle Menschen im Blick hat." Kirche und Politik müssten gemeinschaftlich für "unsere" Werte kämpfen. "Der Glaube muss wieder Freude machen", so der Oberbürgermeister.

Der Erzbischof räumte ein, dass sich Megatrends nicht umkehren ließen. Auch er habe manchmal den Eindruck, dass Glaube keinen Spaß machen dürfe und immer beschwerlich sein solle. "Nein, das Gegenteil ist der Fall. Wir wollen Glaubensfreude feiern." Dazu bedürfe es keiner Massen, das lasse sich auch in einer kleinen Gruppe feiern. "Das strahlt dann auch aus und fördert die Gemeinschaft", so der Erzbischof.

Das kirchliche Magazin wird in den nächsten Tagen laut Pressestelle des Erzbistums Bamberg kostenlos an alle rund 400.000 katholischen Haushalte in der Erzdiözese verschickt. Aus Kosten- und Nachhaltigkeitsgründen solle das 2016 erstmals erschienene Mitgliedermagazin jedoch künftig vor allem digital verbreitet sowie an ausgewählten Standorten verteilt oder auf Anfrage verschickt werden.

Geschichte des Erzbistums Bamberg

Auf der Reichssynode in Frankfurt, die am 1. November 1007 begann und die von acht Erzbischöfen und 27 Bischöfen besucht war, erwirkte König Heinrich II., der 1014 die Kaiserwürde erlangte, die Gründung des Bistums Bamberg aus Teilen von Würzburg und Eichstätt. Noch auf der Synode wurde Eberhard, des Königs Kanzler, vom Mainzer Erzbischof Willigis zum Oberhirten des neuen Grenzlandbistums geweiht. Ebenfalls noch auf der Synode wurde dem Bistum reiche Schenkungen verbrieft, um es auf eine solide Basis zu stellen.

Bamberger Reiter / © Andreas Zerndl (shutterstock)