Hamburgs Erzbischof Stefan Heße hat die Katholiken im Erzbistum aufgefordert, missionarische Kirche zu sein. "Ich bin überzeugt: Wir können hier im Norden eine lebendige Kirche sein, eine Kirche mit einer Mission - auch mit weniger finanziellen Mitteln", heißt es in einem am Samstag veröffentlichten Hirtenwort. Notwendig seien Aufbruch und Lebendigkeit in den Gemeinden und Orten kirchlichen Lebens. Heße veröffentlichte das Hirtenwort zum "Pastoralen Orientierungsrahmen", der ebenfalls an diesem Wochenende veröffentlicht wurde. Das Dokument legt die künftige Ausrichtung der Seelsorge im Norden fest.
Der Aufbruch ist heute
Heße ging auch näher auf die schwierige wirtschaftliche Lage der Erzdiözese sein. Zur Abwendung größerer Schäden seien weitreichende Entscheidungen notwendig, warb er um Verständnis. Die Aufgabe von Schulen sei eine davon. "Die Entscheidungen schmerzen - auch mich", so Heße. Das Erzbistum hatte die Schließung von bis zu 8 seiner 21 Schulen in der Stadt bekanntgegeben. Dagegen gibt es Proteste. Gespräche über Alternativen laufen. Der am Freitag veröffentlichte Finanzbericht weist einen Fehlbetrag von 278 Millionen Euro aus.
Zum Fest des Heiligen Ansgars erinnert Heße in dem Hirtenbrief an das Wirken des Bistumsgründers. Dieser habe sich im neunten Jahrhundert aus Frankreich in den Norden aufgemacht, um das Evangelium zu verkünden. "Heute ist der Aufbruch, sind das Loslassen und Losgehen unser Auftrag", schreibt der Erzbischof. Das müsse nicht gleich eine weite Reise bedeuten, sondern beginne im Alltag.
Weltweit vernetzt sein
Nach dem "Pastoralen Orientierungsrahmen" will die katholische Kirche in der Hansestadt verstärkt Armen und Kranken helfen und somit "an die Ränder der menschlichen Existenz gehen". Zugleich wird die Notwendigkeit zum Dialog "nach innen und außen" sowie der Kooperation betont. Orte des kirchlichen Lebens und der Seelsorge müssten vernetzt und Hilfen auch zusammen mit anderen religiösen und gesellschaftlichen Akteuren angeboten werden.
Hervorgehoben wird auch der Einsatz für die Umwelt. Zudem wolle gerade das Erzbistum Hamburg als Kirche in der Diaspora enge Beziehungen zur Weltkirche und zu den ausländischen Katholiken vor Ort pflegen. "In dieser geschwisterlichen Perspektive lernen wir, auf neue Weise Kirche zu sein." Die Leitfrage, die ihr Wirken durchziehe, müsse lauten: "Wie sollen wir missionarisch Kirche sein?" Allerdings bedeute missionarisch tätig zu sein nicht zu missionieren, stellt das Papier heraus. Christen böten den Glauben in aller Freiheit und respektierten jeden Einzelnen "unabhängig von der Erwartung, dass Menschen sich der Kirche zuwenden".