Erzbischof Heße warnt vor Unterbietung in Flüchtlingspolitik

"Menschenwürdige Antworten"

Flüchtlingsbischof Stefan Heße hat vor einem "flüchtlingspolitischen Unterbietungswettbewerb" gewarnt. Angesichts der großen Herausforderungen bei der Versorgung und Integration Geflüchteter würden Polarisierungen nicht helfen.

Ein Flüchtlingsheim, bestehend aus Containern / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein Flüchtlingsheim, bestehend aus Containern / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das erklärte der Hamburger Erzbischof am Donnerstag in Berlin. "Stattdessen bedarf es pragmatischer und auf jeden Fall menschenwürdiger Antworten im Einklang mit völkerrechtlichen Grundsätzen", forderte der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz beim siebten Katholischen Flüchtlingsgipfel.

"Dies gilt gerade auch auf der EU-Ebene", so Heße, der auch die Migrationskommission der Bischofskonferenz leitet.

EU-Asylpolitik steht im Hintergrund

Die EU-Innenminister hatten sich in der vergangenen Woche nach langem Streit auf eine einheitliche Asylpolitik geeinigt, die auf eine Verschärfung hinausläuft. Das stieß auf vielfache Kritik, unter anderem der Kirchen und Menschenrechtsorganisationen.

Erzbischof Stefan Heße / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Stefan Heße / © Harald Oppitz ( KNA )

Vor rund 100 Fachleuten rief der Erzbischof dazu auf, vor allem die Geflüchteten mit besonderem Schutzbedarf zu ermitteln und ihnen geeignete Formen der Unterstützung anzubieten.

Er nannte "Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen, Personen mit Traumafolgen, unbegleitete minderjährige Geflüchtete, Betroffene von Menschenhandel oder sexualisierter Gewalt, Geflüchtete, die wegen ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität Gewalt erfahren haben".

Engagement der Kirchen und Anderer

Gemeinsam mit weiteren gesellschaftlichen Akteuren leisteten die Kirchen einen wichtigen Beitrag, "dass Schutzsuchende in unserem Land menschenwürdig aufgenommen werden", betonte Heße.

So engagierten sich nach seinen Angaben im vergangenen Jahr im Raum der katholischen Kirche rund 37.400 ehrenamtliche und 5.600 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Geflüchtete. Die Dienste der kirchlichen Flüchtlingshilfe hätten über 430.000 schutzsuchende Menschen erreicht.

Auch finanzielle Unterstützung

Zudem hätten die 27 deutschen Bistümer im vergangenen Jahr einschließlich Sachleistungen mindestens 35,5 Millionen Euro für die Unterstützung geflüchteter Menschen im Inland aufgebracht.

Ausgebaut hätten die Diözesen und die katholischen Hilfswerke auch die internationale Flüchtlingshilfe und im Jahr 2022 rund 58,7 Millionen Euro dafür bereitgestellt.

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA