Homophobie sei eine "unheilvolle Traditionslinie" in der katholischen Kirche, sagte Koch am Dienstagabend in der Schöneberger Zwölf-Apostel-Kirche. Er warb für Respekt für die Würde jedes Menschen ungeachtet der sexuellen Orientierung und kündigte Maßnahmen im Erzbistum Berlin an, die dies sicherstellen sollen.
So wolle das Erzbistum in jeder seiner künftig 35 Pfarreien Beauftragte einsetzen, die sich gegen eine solche Diskriminierung einsetzen. Falls Mitarbeitenden des Erzbistums wegen ihrer sexuellen Orientierung arbeitsrechtliche Konsequenzen drohten, werde er dies zur Chefsache machen und dagegen vorgehen, so der Erzbischof. Bislang sei ihm im Erzbistum aber kein Fall bekannt.
"Jede Phobie trennt von Gott und Christus und wird zur Sünde"
Auch Pröpstin Christina-Maria Bammel von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz räumte ein, dass Menschen, die nicht den heterosexuellen Normen entsprechen, auch in Kirchengemeinden "viel zu lange" nicht akzeptiert worden seien. "Jede Phobie trennt von Gott und Christus und wird zur Sünde", betonte die Pröpstin.
Vertreterinnen und Vertreter des in der Kirchengemeinde ansässigen ökumenischen Rogate-Klosters Sankt Michael, der Initiative #OutInChurch - Für eine Kirche ohne Angst, der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche sowie des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg hatten in dem Gottesdienst über Diskriminierungserfahrungen in den Kirchen berichtet und zugleich positive Entwicklungen gewürdigt.
Der 17. Mai als Internationalen Tag gegen Queerfeindlichkeit
Die Kollekte des Gottesdienstes war für Quarteera bestimmt, einen Verein russischsprachiger LGBTIQ-Menschen in Deutschland, die sich unter anderem für Geflüchtete aus der Ukraine einsetzen.
Am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT), erinnern Menschen weltweit mit Aktionen an den 17. Mai 1990. An diesem Tag wurde Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel der Weltgesundheitsorganisation gestrichen. Seitdem gilt sie offiziell nicht mehr als Krankheit. Bei der bundesweiten Initiative #OutInChurch gaben sich im Januar 125 Kirchenmitarbeitende als queer zu erkennen. Das englische Wort "queer" ist ein Sammelbegriff für sexuelle Minderheiten, unter denen Homosexuelle die größte Gruppe sind.