Insbesondere die Veränderungen in der Arbeitswelt wie die kontinuierliche Ausweitung der Ladenöffnungszeiten hätten in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass Familien kaum noch Zeit miteinander verbringen können. Für gemeinschaftliche Familienerfahrungen gebe es im Alltag kaum noch Raum. "Das halte ich für fatal", so Koch.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sieht sich selbst als Familienmensch. Er sei definitiv "kein Single-Typ", sagte Koch am Mittwoch im Interview dem Portal katholisch.de in Bonn. "Ein Leben ohne meine Familie könnte ich mir gar nicht vorstellen", so der Erzbischof und nennt in diesem Zusammenhang seine Schwester sowie seine Neffen und deren Familien, zu denen er ein "gutes und enges Miteinander" pflege.
Er selbst hätte auch gerne eine Familie gegründet, wenn er nicht Priester geworden wäre, so Koch. "Es ist anders gekommen – und eine eigene Familie zu gründen, war im Grunde genommen für mich dann nie ein Thema."
"Das liegt mir auf der Seele"
Auch zur Frage einer Segnung homosexueller Paare äußerte sich der Erzbischof. "Wir sind bei der Frage eines Segens für homosexuelle Paare an die Vorgaben der Kirche gebunden", so Koch. "Nicht nur Papst Franziskus und seine Vorgänger sehen und sahen die Gefahr, dass das Ehesakrament mit solch' einer Segnung anders geprägter Beziehungen verwechselt werden könnte."
Er könne aber auch nachvollziehen, dass viele homosexuelle Katholiken unter der ablehnenden Haltung ihrer Kirche litten – "und das liegt mir auf der Seele". Er versuche in Gesprächen mit Betroffenen immer wieder, die Position der Kirche zu erläutern und um Verständnis zu werben. Er trage das Problem aber auch seinen Mitbrüdern und in Rom vor.
Herausforderungen in der Pflege
Als große Herausforderungen in der Pflege sieht der Berliner Erzbischof Heiner Koch Achtsamkeit und ein hohes Einfühlungsvermögen. Gerade die christlichen Pflegeeinrichtungen und Träger müssten sich die Frage stellen, "ob die Arbeitsbedingungen und der Zeitrahmen wirklich Raum geben für so einen achtungsvollen und behütenden Umgang mit den uns anvertrauten Menschen", sagte Koch am Dienstagabend in Berlin beim Auftakt des Bundestags des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland.
Zugleich rief er dazu auf, nicht nur die Pflegebedürftigen, sondern auch die Pflegenden achtsam im Blick zu haben. Es gelte, auf "ihre Möglichkeiten, ihre Grenzen der Beanspruchung und Überbeanspruchung" zu achten. Koch dankte allen, die "mit ihrer Achtsamkeit einen wahren Pflegedienst" in und für die Gesellschaft leisten. Es handele sich dabei um eine "Kernfrage nach der Kultur in unserer Kirche und Gesellschaft", so der Erzbischof.