Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch hat eine "Verrohung der Gesellschaft" kritisiert. "Seien es 3-Minuten Beerdigungen alleinstehender Menschen, digitale Shitstorms, tote Ratten, die auf Fußballfelder geworfen werden, oder das Designen menschlicher Embryonen", erläuterte Koch am Sonntag in Berlin. "In meinen Augen zeugt das von fehlender Hochachtung vor dem Einzelnen." Er betonte, jeder Mensch sei einmalig und wertvoll, "in seiner Geschichte, in seinem Körper, in seinem Geist, in seinen Grenzen".
In seiner Predigt anlässlich der Gedenkwallfahrt für den früheren Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg (1875-1943) erinnerte Koch daran, wie der Hitler-Gegner sich in Politik, Gesellschaft und im Gebet für die Würde des Menschen eingesetzt habe. "Er hat sich stark gemacht für Kranke, für Behinderte, für religiös Verfolgte, in Zeiten, in denen die Würde des Menschen radikal missachtet wurde", so der Erzbischof.
Öffentlichen Gebete "für die verfolgten Juden"
Lichtenberg war von 1938 bis 1941 leitender Priester an der katholischen Berliner Bischofskirche, in deren Krypta er bestattet ist. Wegen seiner öffentlichen Gebete "für die verfolgten Juden" und weitere Opfer des Regimes verhafteten ihn die Nationalsozialisten. Am 5. November 1943 starb er auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau.
1996 sprach Papst Johannes Paul II. Lichtenberg selig und erhob ihn damit zum Glaubensvorbild. 2004 nahm die israelische Gedenkstätte Yad Vashem den Dompropst unter die "Gerechten unter den Völkern" auf. Das Erzbistum strebt auch seine Heiligsprechung an, mit der eine weltweite Verehrung verbunden ist.