Erzbischof Koch will Kommission zu Missbrauch einsetzen

"Alles tun, um das Leid zu lindern"

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch will eine unabhängige Aufarbeitungskommission zum sexuellen Missbrauch im Erzbistum ins Leben rufen. Koch versicherte, er werde alles tun, um das Leid von Betroffenen zu lindern.

Heiner Koch, Erzbischof von Berlin / © Harald Oppitz (KNA)

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte am Sonntag im Hörfunk Berlin-Brandenburg (RBB), dass in Kürze eine unabhängige Aufarbeitungskommission eingesetzt werde. Koch versicherte: "Ich werde alles tun, zumindest das Leid zu lindern." Der Kommission sollen Vertreter von Staat und Gesellschaft, Betroffene und Fachleute angehören.

Eingang zum Büro der Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl  / © Dieter Mayr (KNA)
Eingang zum Büro der Münchner Rechtsanwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl / © Dieter Mayr ( (Link ist extern)KNA )

Vergangene Woche hatte die Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl ihr unabhängiges Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising in den Jahren von 1945 bis 2019 veröffentlicht. Dem emeritierten Papst Benedikt XVI. werden vier Verfehlungen während seiner Amtszeit als Erzbischof (1977-1982) vorgeworfen.

Mehr Selbstkritik von Papst Benedikt XVI. gewünscht  

Dem amtierenden Erzbischof Marx wird vorgeworfen, sexuellen Missbrauch nicht zur "Chefsache" gemacht und Fälle nicht dem Vatikan gemeldet zu haben. Marx hatte am Donnerstag Versäumnisse eingeräumt und eine engere Zusammenarbeit mit dem Betroffenenbeirat und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission des Erzbistums angekündigt.

 © Robert Kiderle (KNA)

Zu Forderungen nach einem Schuldeingeständnis des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal sagte Koch dem "Tagesspiegel", er schätze den Theologen sehr. Er hätte sich jedoch mehr Selbstkritik von ihm gewünscht, betonte er: "Zu sagen, dass etwas falsch war, und um Entschuldigung zu bitten, weil das Verhalten Leid ausgelöst hat".

Erzbischof Heiner Koch

"Kirchenaustritte sind oft der letzte Schritt in einer langen Entfernung von der Kirche."

Die zurückliegenden Kirchenaustritte seien "gewissermaßen die 'Quittung' für den Skandal des sexuellen Missbrauchs, das ist unbestritten", sagte Koch: "Wir wissen aber auch, dass sie oft der letzte Schritt in einer langen Entfernung von der Kirche sind." Reformen seien nötig. Es müsse überlegt werden, "welche Strukturen dem Leben und den Menschen dienen und nicht dem Machterhalt der Kirche", sagte Koch. Dies funktioniere jedoch nur, wenn alle Verantwortungsträger auch bereit seien, Macht abzugeben und zu teilen.

Erzbistum Berlin

Das Erzbistum Berlin umfasst das Land Berlin, den größten Teil Brandenburgs sowie Vorpommern und einen kleinen Teil Sachsen-Anhalts. In seinen Kirchengemeinden leben rund 350.000 Katholiken. In seiner jetzigen Form wurde das Erzbistum 1994 errichtet. 

Die historischen Wurzeln der Erzdiözese reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Die alten Bistümer Brandenburg, Havelberg, Kammin und Lebus gingen während der Reformation unter; erst im 18. Jahrhundert gab es wieder eine nennenswerte katholische Minderheit in der Region. 

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 (shutterstock)