Das erklärte Siebenrock in der "Tiroler Tageszeitung" (Samstag). Der emeritierte Papst solle sein weißes Papstgewand ablegen, ein einfacher Priester sein und nur noch Joseph heißen. "Damit wird ein Zeichen gesetzt, wer jetzt wirklich der Papst ist. Und dass eine Bußänderung nicht nur mit Worten, sondern mit Taten geschehen muss."
Es gebe nicht nur eine Kirche der Sünder, sondern auch eine sündige Kirche, erklärte Siebenrock. "Daran kommen wir nicht mehr vorbei." Die Kirchenführung müsse daher endlich die "systemischen und strukturellen Ursachen" für den Missbrauch benennen.
Das sei bisher - vor allem in der katholischen Kirche in Deutschland im Gegensatz zu Österreich - nicht erfolgt. "Sie hat zu wenig die Perspektive der Geschädigten und Betroffenen eingenommen, das war der Hauptfehler bei der bisherigen Aufarbeitung." Vielmehr sei es vielerorts darum gegangen, "ja keinen Skandal und keinen öffentlichen Aufruhr daraus zu machen".
Einer unabhängigen Kommission unterwerfen
Daher müsse sich die Kirche in Deutschland "wie seinerzeit in Österreich einer unabhängigen Kommission unterwerfen. Ohne Wenn und Aber", so der Theologe in Anspielung auf die in Österreich seit 2010 bestehende Unabhängige Opferschutzkommission. Ansonsten sei eine Korrektur nicht möglich.
Die Kirche habe zu beweisen, dass sie auch tut, was sie sagt, und Strukturen ändern. Betroffene Kardinäle und Bischöfe sollten zurücktreten. "Nicht nur ihren Rücktritt anbieten, sondern gehen. Sie können nicht mehr behaupten, es gibt keine systemischen Probleme."
Als selbstverständlich bewertet Siebenrock die zugespitzte öffentliche Debatte um Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: "Er hat geschummelt, was seine Teilnahme an einer Ordinariatssitzung im Jahr 1980 betrifft, die er zuerst verneint hat." Er solle jetzt sein Gewissen erforschen und die Tatsachen auf den Tisch legen.
Durch sein Vorgehen schwäche Benedikt auch den amtierenden Papst Franziskus, zeigte sich der Professor für Systematische Theologie überzeugt. "Franziskus muss deshalb klar Stellung beziehen." Dabei sei klarzustellen, wer die verantwortliche Person in Rom sei, weil Benedikt sein Versprechen nicht eingehalten habe, dass er nach seinem Rückzug 2013 nur noch schweigen und beten werde.