Unter Anspielung auf den 2. Februar, an dem die bäuerlichen Bediensteten in Bayern einst ihren Arbeitsplatz wechselten, sagte der Kardinal: "Als Dienstbote Gottes gebe ich mein Amt als Bischof dieser Diözese ab und Du übernimmst diesen Dienst für Gott und seine Kirche von München und Freising."
Marx überbrachte die "herzlichen Grüße" von Papst Benedikt XVI. Er versicherte, er wolle "Bürger dieser Stadt werden und für Sie alle ein guter Erzbischof". Zugleich dankte er Wetter für dessen 25-jährigen Hirtendienst: "Ich freue mich, in Deine Fußstapfen treten zu dürfen, auch wenn die Schuhe noch ein bisschen groß sind."
Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) äußerte die Erwartung, dass der Westfale in München "nicht lange fremdeln, sondern schon bald als Personifizierung bayerischer Frömmigkeit und barocken Lebensgefühls gelten» werde. Dabei hob er die Bodenständigkeit, das soziale Engagement, aber auch die Sympathie des neuen Erzbischofs für Brauchtum, Lebensfreude und Fußball hervor. Danach betete Marx vor der Mariensäule und vertraute die Stadt und das Land Bayern dem Schutz der Mutter Christi an.
Besuch der Pfarrei St. Peter und Paul in München-Feldmoching
Mit Böllerschüssen war Marx am frühen Nachmittag in der Pfarrei St. Peter und Paul in München-Feldmoching empfangen worden. Hunderte von Gläubigen, kirchliche und örtliche Vereine mit Bannern und Fahnen hatten sich am Mittwoch, 30. Januar, auf einem Bauernhof gegenüber der Pfarrkirche zur Begrüßung des neuen Oberhirten eingefunden. Marx suchte sofort nach seiner Ankunft den direkten spontanen Kontakt mit den Gläubigen, sprach mit ihnen und schüttelte viele Hände.
Die 4000 Katholiken zählende Pfarrei, eine der 755 Pfarreien des Erzbistums, war als Station für die Einholung des neuen Erzbischofs wegen des Patroziniums St. Peter und Paul ausgesucht worden, das sie mit dem ersten Papst und dem in der antiken Welt missionarisch wirkenden Völkerapostel Paulus besonders verbindet. Auch die bisherige Kathedrale von Marx, der bis in römische Zeit zurückreichende Trierer Dom, ist dem heiligen Petrus geweiht. Das Gebet von Bischof Marx mit den Gläubigen in der Feldmochinger Pfarrkirche wurde so zum Zeichen der Gemeinschaft des neuen Erzbischofs mit den Pfarreien des Erzbistums und darüber hinaus der Verbundenheit mit dem Nachfolger Petri in Rom und der ganzen katholischen Weltkirche.
Marx dankte für den überwältigenden Empfang, der ihm Mut für seine neue Aufgabe mache. Wörtlich sagte er: "Wir sind eine Familie, wir gehören zusammen." Ausdrücklich grüßte er alle 755 Pfarreien der Erzdiözese, insbesondere die Priester, Diakone und haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in der Seelsorge. Die Pfarreien bezeichnete Marx als "das Rückgrat des Erzbistums und der Gesellschaft". Er lud dazu ein, zu den Gottesdiensten zu kommen und am kirchlichen Leben teilzunehmen. In den Pfarreien könne man Jesus begegnen und Menschen, die an ihn glauben. Marx richtete Grüße von Papst Benedikt XVI. an das Heimatbistum des Papstes aus. Er habe ein "wunderbares Gespräch" mit dem Heiligen Vater gehabt und sei sich jetzt gewiss: "Er will, dass ich nach München gehe".
Erzbischof Marx wurde in Feldmoching von Weihbischof Engelbert Siebler, Bischofsvikar der Seelsorgsregion München, begrüßt. Pfarrer Wernher Bien, der Dekan des Dekanates Feldmoching, Alois Ebersberger, die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Monika Pech und Kirchenpfleger Franz Eberl hießen den Erzbischof herzlich willkommen. Kinder des Pfarrkindergartens St. Josephs sangen ein Lied zur Begrüßung. Die Pfarrei St. Peter und Paul ist von einem regen religiösen, sozialen und kulturellen Leben geprägt, das Menschen aller Alterstufen einbezieht und anspricht. Die bereits im 6. Jahrhundert gegründete Siedlung Feldmoching wurde 1938 nach München eingemeindet. Im Stadtteil mit insgesamt sechs katholischen Pfarreien, leben heute 56.000 Menschen, 25 Prozent davon sind Ausländer.
Besuch der Benediktinerabtei
Am Vormittag hatte der bisherige Trierer Bischof die Benediktinerabtei zum Heiligen Kreuz in Scheyern (Landkreis Pfaffenhofen). In der bis auf den letzten Platz gefüllten Scheyerer Klosterkirche hatte er mit zahlreichen Gläubigen am Mittagsgebet des Benediktinerkonvents teilgenommen. Anschließend hatte ihn Abt Engelbert Baumeister mit der in Scheyern hoch verehrten, im byzantinischen Stil gefassten Kreuzreliquie gesegnet. Damit wollte Marx sein Wirken als Erzbischof unter das Zeichen des Kreuzes Christi stellen. Auch in Trier, wo er seit 2002 Diözesanbischof war, wird bei den Benediktinern von St. Matthias seit dem 13. Jahrhundert ein Stück des Kreuzes Christi in einem kostbaren Kreuztafel-Reliquiar aufbewahrt und verehrt.
Erstmals sprach Reinhard Marx zu den Gläubigen des Erzbistums. Er sagte, der Aufbruch von Trier in das Erzbistum sei für ihn kein Aufbruch in die Fremde. Heimat seien für ihn die Menschen, zu denen er jetzt als Bischof komme. Nachdrücklich empfahl er den Gläubigen die Verehrung des Kreuzes Christi.
Marx war von Hunderten von Gläubigen aus Scheyern und der näheren Umgebung vor dem Eingang zum Kloster und im Klosterhof begeistert begrüßt worden. Dort empfingen ihn unter anderem Weihbischof Bernhard Haßlberger, Bischofsvikar der Seelsorgsregion Nord des Erzbistums; Weihbischof Engelbert Siebler, Dompropst; Prälat Lorenz Wolf, Domdekan; der Ordensreferent des Erzbistums, Domkapitular Lorenz Kastenhofer und die Referentin für caritative und soziale Aufgaben im Erzbischöflichen Ordinariat München, Elke Hümmeler. Auch der Bürgermeister von Scheyern, Albert Müller, und weitere Vertreter des regionalen öffentlichen Lebens begrüßten den Erzbischof.
Nach einem Gang durch den Klosterhof, wo Kinder des Scheyerer Pfarrkindergartens St. Martin und mehrere hundert Schülerinnen und Schüler Marx einen begeisterten Empfang bereiteten, hießen ihn Abt und Konvent vor der Klosterpforte willkommen. Dort wurde ihm eine Nachbildung des berühmten Scheyerer Kreuzreliquiars in Originalgröße überreicht, eine Arbeit von Pater Markus, einem gelernten Schreiner. Als Gastgeschenk erhielt er einen Korb mit Klosterprodukten: Wurst aus der eigenen Metzgerei, eine Flasche Scheyerer Kräuterlikör, ein Glas Honig von Imker Frater Wunibald und aus der Klosterbrauerei Scheyern von jeder dort gebrauten Sorte eine Flasche Bier. Im Refektorium des Klosters war der neue Erzbischof Gast bei einem Mittagessen des Konvents.
Erzbischof Reinhard Marx begeistert im Erzbistum empfangen - Hier die Bilder und Ansprachen des Tages
"Nicht lange fremdeln"
Mit Glockengeläut, Böllerschüssen und der Bayernhymne hat das Erzbistum München und Freising seinen neuen Erzbischof Reinhard Marx (54) feierlich empfangen. Bei strömendem Regen hieß Kardinal Friedrich Wetter (79) seinen Nachfolger am Mittwoch auf dem Münchner Marienplatz willkommen. Über 4.000 Menschen Menschen verfolgten auf dem Platz Begrüßung. "Ich wünsche Dir ein gutes Eingewöhnen und Geduld", sagte Wetter zu Marx. Der offizielle Stabwechsel erfolgt am Samstag im Münchner Liebfrauendom.
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