Erzbischof Schick berichtet von seiner Pakistan-Reise

"Die Christen sind nur zu bewundern"

Als Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz besuchte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick eine Woche lang Christen in Pakistan. Im domradio.de-Interview berichtet er von seinen Eindrücken.

Erzbischof Ludwig Schick (epd)
Erzbischof Ludwig Schick / ( epd )

domradio.de: Wie bedrängt ist die Situation der Menschen, besonders der Christen in Pakistan?

Erzbischof Schick: Sie ist bedrängt, aber gerade nicht aktuell und akut. Aber die Christen sind ständig auf der Hut, damit nicht irgendetwas passiert. Die Anschläge, die von radikalen Minderheiten gegen Christen und andere veranstaltet werden, können immer wieder ausbrechen. Deshalb passen alle auf, dass nichts passiert und versuchen zu vermeiden, dass etwas passiert.

domradio.de: Sie haben auch über die umstrittenen Blasphemie-Gesetze gesprochen, wegen denen auch immer wieder Christen unter schwerer Verfolgung leiden. Deshalb fordern Sie auch, dass die Gesetze abgeschafft werden...

Erzbischof Schick: Diese Gesetze werden gegen Christen und andere Minderheiten angewendet, um die Menschen mundtot zu machen, sie zu verdrängen oder ihnen Böses anzutun, sie ins Gefängnis zu bringen oder auch mit der Todesstrafe zu belegen. Ziel dieser Gesetze und ihrer Anwendung ist es, die Christen und andere Minderheiten zum Schweigen zu bringen.

domradio.de: Wie wichtig ist für die Kirchen der interreligiöse Dialog in Pakistan?

Erzbischof Schick: Sehr wichtig, auch in Pakistan wollen ja die meisten einfachen Menschen in Frieden und Ruhe leben. Sie wünschen sich ein gutes Miteinander. Harmonie und Frieden, das sind ihre Ziele. Dafür ist der interreligiöse Dialog wichtig. Je besser man sich kennt, und je mehr man voneinander weiß, desto mehr Verständnis hat man füreinander, desto mehr kann man Konflikte vermeiden und wenn Konflikte aufbrechen, möglichst schnell beenden.

domradio.de: Wie erleben Sie die Kirchen und ihre Arbeit? Wie gehen die Christen mit der Situation um?

Erzbischof Schick: Die Christen sind nur zu bewundern. Das habe ich ihnen in Pakistan gesagt und sage es jetzt auch hier: Die Christen sind eine sehr kleine Minderheit mit einem Anteil von  1,3% an der Bevölkerung. Aber sie sind eigentlich das Salz in der Suppe dieser Gesellschaft und das Licht, dass darauf hinweist, dass es zwar den Tunnel gibt, aber am Ende dieses Tunnels wieder Licht ist. Sie sind die, die die Hoffnung bringen. Sie sind sehr aktiv, sie haben viele Bildungseinrichtungen, ganz viele christliche Schulen, da werden 80-90% muslimische Kinder unterrichtet. Denen werden auch die Werte von Gerechtigkeit von Frieden und Menschenwürde und -rechten, von der Gleichheit aller Menschen beigebracht. In den Händen der Kirche sind zudem Friedensinstitutionen und auch Einrichtungen für den interreligiösen Dialog. Die Kirche ist ganz klein, ganz aktiv, und sie trägt ganz viel dazu bei, dass es in dieser Gesellschaft nicht noch mehr Radikalismus gibt, sondern die Radikalen es schwer haben, in die Gesellschaft noch mehr einzudringen. Die Christen sind zu bewundern und mit allen Kräften zu unterstützen, damit sie weiterhin einen guten Beitrag für diese Gesellschaft leisten können.

domradio.de: Wie haben Sie insgesamt die Sicherheitslage in Pakistan erlebt?

Erzbischof Schick: Wir haben keinerlei Probleme gehabt, aber überall sind Polizisten auf den Straßen. Wenn man in irgendeine Stadt einfährt , muss man sich vielen Kontrollen stellen. Es gibt diese Betonblocker überall. Die pakistanische Gesellschaft ist in Wachstellung, um eben den radikalen Minderheiten, den Taliban, keine Chance zu lassen. Die Sicherheitslage ist angespannt. Im Augenblick passiert nichts, aber alle sind immer gegenwärtig, um Anschläge zu verhindern.

Das Interview führte Matthias Friebe.

 

Quelle:
DR