Erzbischof Zollitsch ruft in Fulda zu missionarischem Engagement auf

"Deutschland ist Missionsland"

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Katholiken zu missionarischem Engagement aufgerufen. "Deutschland ist Missionsland", sagte er am Montagabend in Fulda. Er bemängelte, bislang täten sich die Katholiken in Deutschland zu schwer, offensiv über ihren Glauben zu sprechen und sich "als Glaubende zu outen". Das müsse sich ändern.

Neue Rolle: Erzbischof Robert Zollitsch (KNA)
Neue Rolle: Erzbischof Robert Zollitsch / ( KNA )

In seinem Eröffnungsreferat zur diesjährigen Herbstvollversammlung der Bischöfe plädierte Erzbischof Zollitsch unter dem Titel «Überlegungen zum missionarischen Dialog der Kirche mit unserer Zeit» für Offenheit und eine «Pastoral des Nachgehens», die das Leben der Kirche prägen müsse. Zugleich kritisierte Zollitsch einen Verlust an Glaubenstraditionen. Dieser führe dazu, dass heute auch Katholiken diverse Glaubensinhalte willkürlich zu einem «Potpourri an religiösen Vorstellungen» zusammenmischten.

Kirche ist kein Dienstleister
Die Kirchen müssten offensiv auftreten, dürften aber nicht vorrangig auf Gehorsam, Monolog oder Mahnungen setzen. Die Kirche dürfe sich von Politik und Gesellschaft aber auch nicht auf die Rolle eines funktionalen Dienstleisters reduzieren lassen. Anliegen müsse es stets sein, die Zusage und Nähe Gottes zu vermitteln.

So könne die Kirche den Glauben als befreiende und nicht einengende Kraft aufzeigen, betonte der Vorsitzende der Konferenz. Dazu solle sie die christliche Hoffnung stärker in den Mittelpunkt stellen. In einer von Individualisierung und Hektik geprägten Welt stehe die katholische Kirche all jenen, die auf der Suche nach Lebenssinn, Heimat oder Entschleunigung seien, als «lebendige Gemeinschaft voller Dynamik» einladend gegenüber.

Alte Messe
Mit Spannung wird gut ein Jahr nach Inkrafttreten des Papsterlasses «Summorum pontificum» eine Zwischenbilanz über die Messfeiern im alten Ritus erwartet. Dazu liegen den Bischöfen die Ergebnisse einer Umfrage in den Diözesen vor. Nach Medienberichten gibt es im Vatikan sowie bei Anhängern der alten Messe in einigen Diözesen Unmut über die aus ihrer Sicht zu geringe Zahl von Angeboten in Deutschland.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat Berichten im Vorfeld der Konferen widersprochen, die deutschen Bischöfe sorgten nicht für ein ausreichendes Angebot an Messfeiern im außerordentlichen Ritus. «Wo berechtigte Wünsche waren, sind wir diesen Wünschen entgegengekommen», meinte der Erzbischof. Zugleich warf er einzelnen Anhängern der alten Messe unkorrektes Verhalten vor. «Es gibt Leute, die daran interessiert sind, mehr zu erreichen, als Bedarf da ist», sagte der Freiburger Erzbischof.

In den vergangenen Tagen gab es mehrfach Medienberichte, nach denen mehrere Diözesen entsprechende Gesuche von Gläubigen verschleppen würden oder nur zögerlich behandelten.

Zollitsch wies diese Darstellungen zurück. In einer Reihe von Fällen versuchten interessierte Kreise, gleichsam als Agenturen zu agieren und an verschiedenen Orten Messfeiern im außerordentlichen Ritus zu beantragen. Zuständig für die Einrichtung entsprechender Messfeiern seien jedoch nicht solche Kräfte, sondern Bischöfe und Pfarrer. Er kündigte an, nach Abschluss der Vollversammlung am Freitag die Ergebnisse der Umfrage in den Diözesen zum Angebot an alten Messfeiern vorzulegen.

Bis Donnerstag beraten die 67 katholischen Bischöfe Deutschlands außerdem über den Religionsunterricht und über Hilfen für die christliche Minderheit im Irak. Zudem wollen sie eine Erklärung «Zur öffentlichen Diskussion über den Moscheebau in Deutschland» verabschieden.