Erzbistum erwägt Seligsprechungsprozess des langjährigen Kölner Erzbischofs und Kardinals - "über kurz oder lang"

"Causa Höffner" kann kommen

Das Erzbistum Köln erwägt einen Prozess zur Seligsprechung von Kardinal Joseph Höffner. Das sagte sein Nachfolger Kardinal Joachim Meisner am Wochenende bei einer Festveranstaltung zum 100. Geburtstag des langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in Köln. "Gut Ding will Weile haben, aber ich bin dafür, über kurz oder lang eine Causa Höffner zu eröffnen."

 (DR)

"Gradlinigkeit, Nüchternheit, kollegialer Führungsstil"
Meisner antwortete damit auf die Frage von Teilnehmern, ob die Erzdiözese über einen Seligsprechungsprozess nachdenke.

Bei dem dreitägigen Festprogramm hatten Vertreter aus Politik und Kirche die Verdienste Höffners gewürdigt, der 1987 gestorben war. Unter den Rednern  waren CDU-Politiker Bernhard Vogel, Münsters Bischof Reinhard Lettmann und der Hildesheimer Altbischof Josef Homeyer. Sie hoben Gradlinigkeit, Nüchternheit, kollegialen Führungsstil sowie die gesellschaftspolitische Weitsicht des Theologen und Sozialwissenschaftlers hervor. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, der wegen den Folgen einer Knie-Operation nicht teilnahm, erinnerte in einem Grußwort an Höffners politisches Engagement von der Abrüstung über Rentenreform und Gentechnik bis zum Lebensschutz.

Lehmann unterstrich die Fähigkeit seines Vorgängers, innerhalb der Bischofskonferenz unterschiedliche Meinungsgruppen zusammenzuführen und der deutschen Kirche in den Medien Gehör zu verschaffen. Kardinal Meisner lobte beim Festgottesdienst im Dom Höffners Stabilität im Glauben. Sie sei Ansporn für sein Interesse an den Menschen und für seine Christliche Gesellschaftslehre gewesen. An dem Pontifikalamt nahmen auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, teil sowie der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle und einige von Höffners sieben Geschwistern, die einer Bauernfamilie im Westerwald entstammen.

Höffner rettete Juden das Leben
Der Kölner Domkapitular und Kirchenhistoriker Norbert Trippen schilderte in seinem Festvortrag Höffners Weg zum christlichen Sozialwissenschaftler, bevor dieser die Leitung des Bistums Münster (1962 bis 1969) und des Erzbistums Köln (1969 bis 1987) übernahm. Während des Studiums in Trier, Rom und Freiburg legte Höffner vier Promotionen in Theologie und Volkswirtschaftslehre ab. 1951 wurde er Professor für Christliche Sozialwissenschaften in Münster. Seine Kompetenz und Unbestechlichkeit hätten ihn zum gefragten Gesprächspartner von Wirtschaftsvertretern, Gewerkschaftlern und Politikern gemacht, so der Festredner.

Trippen arbeitet an einer Biografie über den Kölner Kardinal und war an der Vorbereitung der Höffner-Ausstellung "Iustitia et Caritas" beteiligt, die bis zum 30. März in der Diözesanbibliothek zu sehen ist. Im Rahmen der Recherchen dazu haben Historiker in den USA die jüdische Frau ausfindig gemacht, die Höffner als junger Pfarrer in Kail an der Mosel vor den Nazis beschützte. Die 71-Jährige will im Sommer nach Deutschland kommen. Höffner und seine Schwester Helene Hesseler-Höffner retteten auch anderen Juden das Leben. Israel zeichnete sie dafür im Jahr 2004 als "Gerechte unter den Völkern" aus.

Zum Jubiläumsjahr für Höffner ist eine Sonderbriefmarke erschienen. Die Stadt Köln will im Frühjahr einen Platz nach ihm benennen. Da der Jahrestag des 100. Geburtstag auf den 24. Dezember fiel, hatte das Erzbistum das Festprogramm auf Januar verschoben.