"Als Verantwortliche, sei es in Vergangenheit oder Gegenwart, haben wir uns dieser Situation zu stellen. Wir sind dies den Betroffenen schuldig", sagte Erzbischof Stephan Burger. Die Kooperation mit der Staatsanwaltschaft stehe außer Frage.
Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft
Hintergrund der 190 Personalakten ist eine Strafanzeige von einer Gruppe Rechtsprofessoren, die bei Staatsanwaltschaften im Bereich aller 27 deutschen Diözesen einging, darunter auch in Freiburg. Zuletzt hatten auch die Nachbardiözese Rottenburg-Stuttgart sowie weitere Bistümer die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft bestätigt.
Für eine bundesweite Untersuchung von Missbrauchsfällen hatte die katholische Kirche in den vergangenen Monaten eine aufwendige Aktenrecherche durchgeführt. Demnach gab es nach der Durchsicht der Akten aller zwischen 1946 und 2015 im Erzbistum Freiburg tätigen Priester und Diakone Hinweise auf 190 Beschuldigte und mindestens 442 Betroffene. Insgesamt wurden Akten von 4.114 Personen ausgewertet.
30 Beschuldigte bereits verstorben
Die Akten dieser 190 Beschuldigten wurden nun der Staatsanwaltschaft Freiburg übergeben, so die Diözese. Bis auf rund 30 Personen sind die Beschuldigten bereits verstorben. Nach deutschem Strafrecht ermitteln die Staatsanwaltschaften indes nur gegen lebende Personen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Freiburg sagte auf Anfrage, die übermittelten Akten würden nun geprüft. Dabei gehe es beispielsweise auch um die Frage der Verjährung.
Zugleich setzte die von Erzbischof Burger in Freiburg einberufene Kommission "Macht und Missbrauch" ihre Arbeit fort. Demnach wurden externe Ermittler beauftragt, Mechanismen von geistlichem Missbrauch im kirchlichen Raum zu untersuchen. Zudem geht es um eine Überprüfung des Umgangs mit Seelsorgern, die des Missbrauchs beschuldigt sind.