DOMRADIO.DE: Die Weltkirche feiert heute also einen gewissen Josaphat. Wer war das denn?
Jan Hendrik Stens (Redakteur): Josaphat war ein Bischof und ist als Märtyrer gestorben. Er stammte aus der heutigen Ukraine und lebte an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Er kam aus einem orthodoxen Elternhaus und fiel bereits als Kind durch seine große Frömmigkeit auf.
Später trat er zur mit Rom unierten ruthenischen Kirche über, wurde Mönch und nahm den Namen Josaphat an. Josaphat galt als charismatischer Prediger und Beichtvater. 1618 wurde er zum Erzbischof von Polazk, heute Belarus, ernannt.
DOMRADIO.DE: Wie wurde Josaphat zum Märtyrer?
Stens: Josaphat träumte von einer vereinigten Kirche aus Ost und West unter der Führung des Papstes in Rom. Daher ging er rigoros gegen die orthodoxe Kirche vor, was zu massiven Protesten führte. Von orthodoxer Seite wurde der charismatische Beichtvater auch als "Seelenräuber" bezeichnet, weil der Konvertit wohl auch andere orthodoxe Christen zur Konversion bewegen konnte. Am 12. November 1623 wurde Josaphat auf einer Visitationsreise im heutigen Belarus von aufgebrachten orthodoxen Christen erschlagen. 1867 wurde er dann als erster ruthenischer Christ heiliggesprochen.
DOMRADIO.DE: Im Erzbistum Köln wird aber heute ein anderer Heiliger gefeiert, nämlich Kunibert. Ist der nun wichtiger als Josaphat?
Stens: Nicht wichtiger, aber Kunibert war Bischof von Köln und spielt daher im Erzbistum auch eine besondere Rolle. Das 7. Jahrhundert, in dem Kunibert lebte und wirkte, war geprägt von den Auswirkungen der Völkerwanderungszeit. Als Bischof von Köln erneuerte Kunibert Seelsorge und Verwaltung seines Bistums und war bei den politischen Größen seiner Zeit ein gefragter Ratgeber. Am 12. November vermutlich im Jahr 663 starb er und wurde in der damaligen Clemenskirche beigesetzt. Später wurde diese nach ihm St. Kunibert genannt und ist heute eine der zwölf großen romanischen Kirchen der Stadt.
DOMRADIO.DE: Es gibt also zwei Heilige, die beide an einem 12. November gestorben sind. Wie hat Köln dann den Gedenktag des Heiligen Josaphat auf den 14. November gelegt?
Stens: Für das Erzbistum Köln ist entscheidend, dass Kunibert bereits vor Josaphat gewirkt und für die Kirche hier vor Ort die größere Bedeutung hat. Daher steht der heutige Tag hier in Köln auch im Rang eines gebotenen Gedenktags. Man kommt also in der Liturgie nicht um Kunibert herum.
Nun ist aber auch Josaphat in der Weltkirche ein gebotener Gedenktag, also nicht gerade unbedeutend. Um eine jährliche Terminkollision zu vermeiden, hat das Erzbistum Köln – in Absprache mit dem Heiligen Stuhl – diesen Gedenktag auf den nächsten freien Termin gelegt. Das ist der 14. November.
DOMRADIO.DE: Wie wird denn heute Kunibert in Köln gefeiert?
Stens: Unter der Woche ist das meist recht schlicht. Heute Morgen wurden in der gleichnamigen Basilika in der nördlichen Altstadt die Heilige Messe und ein Schulgottesdienst gefeiert. Die äußere Feier des Patroziniums ist dann am kommenden Sonntag. Am Vormittag ist zunächst eine Festmesse zum Patrozinium und am Nachmittag um 17 Uhr findet dann ein feierliches Abendlob mit Lichterprozession und eucharistischem Segen in St. Kunibert statt.
Das Interview führte Lara Burghardt.