DOMRADIO.DE: Sie werden auf der Tagung für Öffentlichkeitsarbeit im Erzbistum Köln am 2. März mit dabei sein. Es geht dabei um die Kommunikation innerhalb der Kirchengemeinden, wofür hauptsächlich der Pfarrer zuständig ist. Oder ist das ausgelagert?
Melanie Hempfer (Kommunikationsberaterin im Erzbistum Köln): Das ist tatsächlich ausgelagert. Es gibt ganz viele ehrenamtlich Engagierte, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Sei es durch den Pfarrbrief, sei es durch Internetseiten, die mit Texten, aktuellen Gottesdiensten, aber auch mit guten Bildern gefüllt werden.
Es sind alles Laien. Gerade die wollen wir mit unserer Kommunikationsberatung und insbesondere bei der Tagung für Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.
DOMRADIO.DE: Einige Gemeinden machen es schon sehr gut, bei anderen gibt es großen Nachholbedarf. Wo kann man nachsteuern?
Hempfer: Das ist sehr individuell. Die Gemeinden haben zum Teil noch Scheu vor Social Media. Wir können den ehrenamtlich Engagierten zeigen, wie man gute Reels (Kurzes Video, Anm. d. Red.) für Instagram drehen kann, wie man gute Texte schreiben kann, die man idealerweise im Pfarrbrief, auf der Webseite und in Social Media nutzen kann.
Also, einmal Content zu machen und dann mehrfach zu nutzen, sind Dinge, die Ehrenamtliche nicht gelernt haben. Gerade dabei wollen wir sie unterstützen.
DOMRADIO.DE: Herr Wirth-Pütz, Pfarrbriefe sind eine herkömmliche Kommunikationsform innerhalb der Gemeinde. Sie sind im Erzbistum Köln für den Pfarrbrief-Service zuständig. Welche Dienstleistung verbirgt sich dahinter?
Jan Wirth-Pütz (Kommunikationsberater im Erzbistum Köln): Wir wissen, dass die Erstellerinnen und Ersteller von Pfarrbriefen hin und wieder vor der Problematik stehen, dass eine Seite im Heft noch gefüllt werden muss. Oder die Gemeinden haben zwar ein schönes Thema, können es aber nicht gut bebildern. Da bieten wie eine Sammlung von Bildern, die nutzungsfrei für die Redaktion ist.
Aber es gibt auch Inspiration mit Texten. Nehmen wir als Beispiel den Synodalen Weg. Da fährt nicht jede Redaktion hin. Also gibt es Texte oder Berichterstattung, die dann übernommen werden können. Das Ganze ist kostenfrei.
DOMRADIO.DE: Frau Hempfer, am 2. März findet die Tagung statt. Wer aus der Pfarrgemeinde darf daran teilnehmen?
Hempfer: Im Prinzip alle Engagierten in der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit. Das ist ein bunter Strauß an Ehrenamtlichen aus der Jugendarbeit, aus der Kita. Leute, die in den Redaktionen arbeiten, die sich mit Internetseiten beschäftigen. So bunt wie Gottes bunte Wiese sind im Prinzip auch die Teilnehmenden. Anmeldeschluss ist der 18. Februar. Wir freuen uns über ganz viele Teilnehmende, es gibt ganz viele spannende Workshops.
DOMRADIO.DE: Was lernen diejenigen, die sich anmelden?
Hempfer: Es geht um Glaubenskommunikation. Wir wollen vor allem die Scheu davor nehmen, über Gott und die Welt zu sprechen. Ganz pragmatisch, sehr authentisch. Es muss nicht immer Kirchensprech sein, den auch die Redakteure draufhaben.
Wir haben Klassiker wie Fotoworkshops, die immer sehr beliebt sind. Wir sprechen zum Beispiel auch über Pressetexte, die mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellt werden können. Ehrenamtsarbeit ist zeitlich begrenzt. Damit gibt es eine gute Hilfestellung, das sehr pragmatisch, einfach und möglichst kurz zu halten.
DOMRADIO.DE: Herr Wirth-Pütz, was macht einen guten Pfarrbrief aus?
Wirth-Pütz: Einen guten Pfarrbrief macht aus, dass er möglichst viele erreicht und dass er gerne gelesen wird. Das sind die Faktoren, nach denen wir die Redaktionen beraten und nach denen die Jury auch beim Wettbewerb "Pfarrbrief des Jahres" prämiert. Sieht er gut aus? Nehme ich ihn gern in die Hand?
Wichtig in den Texten ist die Unterhaltung, aber auch der Lokalbezug und die Authentizität. Es geht nicht um ein Werbeprodukt, sondern um Menschen, die sich mit ihren Themen und ihren Angeboten in den Gemeinden präsentieren und auch durchaus kritisch und aus vielen Perspektiven heraus Themen aufgreifen.
DOMRADIO.DE: Kann das zum Beispiel ein Bericht über eine Jugendfahrt sein?
Wirth-Pütz: Ja. Es kann aber auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Lebenskrise sein, wie man damit umgeht oder wo man Hilfe findet oder wo man mit sich ringt, vielleicht auch mit dem Glauben ringt.
Es kann aber auch sein, dass sich Menschen darin vorstellen, die man sonst gar nicht sieht. Den Pfarrer kennt man, die Pfarrsekretärin, aber die ganzen vielen Ehrenamtler hinter den Kulissen nicht. Von denen kann es Porträts geben, sodass man den Menschen in der Kirche auch ein Gesicht gibt.
DOMRADIO.DE: Im Rahmen der Tagung wird der beste Pfarrbrief prämiert. Nennen Sie doch mal Beispiele aus der Vergangenheit, die besonders gut waren.
Wirth-Pütz: Wir hatten einen sehr guten Pfarrbrief aus Meerbusch, der sich intensiv damit beschäftigt hat, wie das Thema “queer sein” und der Umgang der Kirche mit Christinnen und Christen, die in der queeren Bewegung aktiv sind oder die sich als queer bezeichnen, gelingen kann, wo sie aber auch mit Kirche ringen und Grenzen wahrnehmen.
Ein anderes Beispiel kam aus Wuppertal von einer Kirchengemeinde, die einen Missbrauchsfall hatten und aufgearbeitet haben. Es wurden Fragen aufgeworfen: Wie waren wir als Gemeinde? Warum haben wir Tätern vertraut und was macht das mit uns?
Das ist schon journalistisch gut gewesen, es hat abgeholt und gepackt. Das macht einen spannenden Pfarrbrief aus, weil er aus dem Leben ist.
Das Interview führte Tobias Fricke.