Jennifer Schloeßer sprüht bei der Erteilung der Missio canonica am Montag im Kölner Dom durch den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki vor Tatendrang: "Diese Feier heute ist erst der richtige Start. Sie ist eine Stärkung, nun endlich loslegen zu dürfen."
Auch Kollegin Jacqueline Nelles freut sich über die Ermutigung, die sie soeben für ihr "Lieblingsfach" erfahren hat. "Im Religionsunterricht lernt man Kinder noch einmal anders kennen; sie bringen viel Urvertrauen mit, und selbst die Jüngsten fangen schon an, Gelerntes zu deuten", argumentiert sie.
Auch viel Beziehungsarbeit sei wichtig. "Aber die Kinder tragen eben auch weiter, was wir ihnen vermitteln. Mit einem Mal finden sie die Themen 'Glauben' und 'Kirche' wieder spannend, weil sie spüren, dass es um sie geht", erläutert die junge Frau ihre persönliche Vorliebe für dieses Fach und hält dabei stolz ihre gerade erworbene Missio canonica in der Hand.
Auftrag des Kölner Erzbischofs
Die beiden Kölner Grundschullehrerinnen haben es nun mit einer offiziellen Urkunde auch schriftlich, dass sie von jetzt an im Auftrag des Kölner Erzbischofs katholische Religionslehre erteilen dürfen. Damit gehören sie zu den insgesamt 5.025 aktiven Religionslehrerinnen und -lehrern im Erzbistum Köln, denen mit der "Missio" von höchster Stelle bescheinigt ist, für diesen Verkündigungsdienst die entsprechende Eignung – persönlich wie theologisch-didaktisch – mitzubringen.
Eine "große Bedeutung" misst auch Tabea Maria Schirmers dieser bischöflichen Beauftragung bei. Das sei für sie nicht nur der Abschluss einer intensiven Studienzeit, sondern eröffne ihr zugleich die Möglichkeit, ihren Schülern im Unterricht konkrete Glaubensangebote machen zu können. "Für mich ist das eine persönliche Bereicherung zu erleben, wenn ein intensiver Austausch über Glaubensfragen auf fruchtbaren Boden fällt", findet die 29-jährige Studienassessorin für Religion, Italienisch und Deutsch, die für die Sekundarstufe II an einem Gymnasium qualifiziert ist.
Woelki: "Keine"unmögliche Mission"
Dass die 54 Frauen und 12 Männer, denen Rainer Maria Kardinal Woelki an diesem Montag im Hochchor des Domes persönlich ihre Lehrerlaubnis überreicht hat, in einer langen Tradition von Glaubenszeuginnen und -zeugen stehen, wollte der Erzbischof schon allein mit der Wahl des Ortes vor dem Dreikönigenschrein dokumentieren.
Diesen feierlichen Akt im ältesten Teil der Domkirche zu begehen, stehe für die Verbindung mit allen denjenigen, die schon in frühester Zeit in die Verkündigung hineingestellt worden seien, erklärte Woelki. Dann betonte er, dass diese Lehrbeauftragung für den katholischen Religionsunterricht keine "unmögliche Mission" sei – wenn auch nicht immer ganz leicht, wie er einräumte.
"Sie haben eine Sendung, nicht als Agent tätig zu werden, sondern als Botschafter", wandte er sich an die Gruppe der versammelten Religionslehrer. Es sei Christus, der eine Mission für jeden Einzelnen habe – vermittelt durch den Bischof. Er sei es auch, der selbst gesandt worden sei, "um den Vater gegenwärtig zu machen in der Welt und um zu zeigen, wie er ist". So verstanden sei Religionsunterricht eine wichtige und unverzichtbare Aufgabe.
"Wir alle stehen als Jünger in der Nachfolge Jesu. Wir haben die Mission, das Evangelium unter die Leute zu bringen", sagte Woelki. Das sei heute nicht anders als vor 2000 Jahren. Ohne diese Sendung wüssten viele nichts von Gott und könnten ihren Glauben auch nicht weitergeben. "Der Herr traut Ihnen diese Sendung zu, seine Botschaft – nein, ihn selbst – zu verkündigen." Es gehe darum, für das eine Evangelium einzustehen. "Wir dürfen weitersagen, was er uns aufgetragen und mit seinem Leben und Sterben geschenkt hat. Selbst evangelisiert, evangelisieren wir. Wir arbeiten einem anderen zu", so der Kardinal wörtlich.
Religionsunterricht mit großer Bedeutung
Eine Glaubensausrüstung würde heute nicht mehr selbstverständlich in die Wiege gelegt. Daher sei mehr denn je als erstes und wichtigstes das persönliche Lebenszeugnis gefragt, das die Grundlage für eine authentische Verkündigung sei. In Zeiten, in denen viele mit der Botschaft des Evangeliums nicht mehr erreicht würden, komme dem Religionsunterricht große Bedeutung zu, unterstrich Woelki.
Denn er sei ein zentraler Ort der Begegnung mit dem Glauben und ein Ort, wo der Geist Raum gewinnen könne, in die Brennpunkte des Lebens zu gehen. "Religionsunterricht ist so etwas wie ein ‚Eingangsbereich’, um junge Leute in Kontakt mit Glauben zu bringen. Dafür brauchen wir Menschen, die für Seine Botschaft brennen", rief Woelki den 66 Religionspädagogen in seiner Predigt zu.
Wenn es gelinge, dass Jesus Christus und sein Geist durch Glaubensvermittlung im Religionsunterricht aufleuchteten, dann habe dieses Fach in der Auseinandersetzung mit Fragen, die existenziell sind, seine Mission erfüllt. Doch dafür, wiederholte er noch einmal mit Nachdruck, seien alle mit ihrem je eigenen Glauben und als Christen gefragt.