Erzbistum Köln will Klimaschutz in den Gemeinden verankern

Botschafter für die Schöpfung gesucht

Die Abteilung Schöpfungsverantwortung des Erzbistums Köln sucht Botschafter und Botschafterinnen, die in den Kirchengemeinden Klima- und Umweltschutzprojekte voranbringen. Kann so das Erzbistum bis 2030 klimaneutral werden?

Garten rund um eine Kirche / © Marasthea (Pixabay)
Garten rund um eine Kirche / © Marasthea ( Pixabay )

DOMRADIO.DE: Die Schöpfung ist das Werk Gottes. Eigentlich kann es ja nichts Größeres für uns geben, als sie zu bewahren. Trotzdem hapert so an einigen Stellen.

Christian Weingarten (Erzbistum Köln)

Christian Weingarten (Umweltbeauftragter aus der Abteilung Schöpfungsverantwortung des Erzbistums Köln): Das stimmt. Eigentlich ist es für uns Christen und Christinnen eine zusätzliche Motivation, wenn wir sagen, die Schöpfung ist ein Geschenk Gottes, das wir eigentlich gut behandeln und vielleicht sogar besser zurückgeben müssen, als wir es bekommen haben.

Von daher ja, man kann beim Klima- und Umweltschutz immer mehr tun, aber ich schaue lieber auf das Positive. Wir haben die Chance, die Schöpfung Gottes in den nächsten Jahren zu bewahren, in denen es sehr wichtig ist, weil besonders kritische Zeitpunkte eintreten. Von daher: Lasst uns auch als Christen und Christinnen diese Chance sehen und nutzen. 

DOMRADIO.DE: Im Erzbistum Köln werden Schöpfungsbotschafter und -botschafterinnen gesucht. Welche Voraussetzungen sollten Menschen mitbringen, die diese Aufgabe übernehmen möchten?

Weingarten: Das sind Menschen, die die Kommunikation in den Kirchengemeinden übernehmen. Wir können als Abteilung Schöpfungsverantwortung im erzbischöflichen Generalvikariat viel entwickeln. Aber wir brauchen auch Menschen vor Ort, die motiviert sind, das in ihre Kirchengemeinde, in die Kirchenvorstände und Gemeinderäte zu bringen und die Menschen zu begeistern. Diese Multiplikator*rinnen brauchen wir zwingend für unsere Arbeit. Ich glaube, da haben wir als Kirche auch einen ganz spannenden gesellschaftlichen Stellenwert. Nämlich wenn Kirche vor Ort etwas macht, dann kann es auch aus der Kirchengemeinde heraus strahlen. Aber dafür braucht es Menschen, die es anpacken und lostreten.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es mit anderen Dingen aus, die ich mitbringen muss wie Vorwissen oder dergleichen?

Barbara Fröde-Thierfelder (privat)
Barbara Fröde-Thierfelder / ( privat )

Barbara Fröde-Thierfelder (Biodiversitätsmanagerin und Projektleiterin Abteilung Schöpfungsverantwortung des Erzbistums Köln): Das eine ist sozusagen auf der Herzensebene, dass man sagt: "Ich will!" Und man begeistert ist und von innen heraus leuchtet.

Das andere ist, dass man Ideen hat, wie man es anstellt. Dafür haben wir eben dieses Programm entwickelt, das im September startet, das heißt Lern- und Vernetzungsprogramm Schöpfungsbotschafter*innen. Dafür haben wir drei Themenbereiche entwickelt: Im ersten fachlichen Themenbereich, in dem es um das ökologische Wissen geht, arbeiten wir mit den biologischen Stationen des Landes Nordrhein-Westfalen zusammen. Es gibt zum Beispiel einen Kurs, Grundlagenwissen Biodiversität: Was hat der Verlust der Biodiversität mit meinem Alltagshandeln zu tun? Wir machen aber auch andere ganz praktische Sachen, wie zum Beispiel "Lerne die Insektenwelt deines Gartens kennen", das ist ein Insekten-Crashkurs.

DOMRADIO.DE: Wenn ich als Schöpfungsbotschafter ein Projekt umsetzen möchte und meine Gemeinde dafür aber kein Geld hat. Welche Unterstützung gibt es dann vom Erzbistum?

Fröde-Thierfelder: Wir haben einen zweiten Themenblock, in dem es darum geht, den Menschen, die sich vor Ort engagieren wollen, Werkzeuge an die Hand zu geben. Im Herbst gibt es beispielsweise einen zweiteiligen Kurs zum Thema Fundraising. Das ist ein interaktiver Workshop mit einem Experten, bei dem es um die konkrete Situation der Gemeinden geht und die Frage: Wie können wir unsere Aktivitäten finanzieren?

Im dritten Bereich gehen wir sozusagen ans Herz unserer Arbeit und machen Angebote zum Thema Schöpfungsspiritualität. Also wir wollen die Menschen einfach dazu befähigen, über den Tellerrand hinaus zu leuchten.

DOMRADIO.DE: Könnte dieses breite Angebot nicht auch Interessierte überfordern und dann doch abschrecken?

Weingarten: Die Gefahr besteht immer, aber wir versuchen zu motivieren. Ehrenamtliche Personen haben eh schon viel zu tun in den Kirchengemeinden, weil es immer weniger von ihnen gibt. Aber ich glaube, das Thema Schöpfungsverantwortung ist noch wenig besetzt in den Kirchengemeinden. Das ist unsere große Hoffnung, dass wir Menschen anpiksen können, die das dann machen wollen. Sie sind ganz frei in ihrer Entscheidung, welchen Themenbereich sie machen wollen, ob sie alle drei machen oder vielleicht nur einen kleinen Teilbereich.

Fröde-Thierfelder: Das ist uns wichtig, dass es dazu überhaupt keine Vorgabe gibt. Man sucht sich aus den Bereichen und Angeboten aus, was einen stärkt. Durch die Zusammenarbeit mit den anderen Schöpfungsbotschafter*innen aus den anderen Kirchengemeinden - die Veranstaltungen finden fast alle online statt - hoffen wir, dass wir die Gemeinschaft stärken, weil wir wissen: Vor uns steht eine große Aufgabe, die sich zusammen besser bewältigen lässt.

DOMRADIO.DE: Auf der Internetseite des Erzbistums findet man zum Thema Umweltschutz unter anderem sechs Klima-Schwerpunkte, zu denen es Informationen gibt. Was sind das für Schwerpunkte?

Weingarten: Es sind keine Klimaschutz-Schwerpunkt, sondern mehr oder weniger Handlungsfelder. Wir haben geschaut, wo Kirche als Institution vor Ort die Schöpfung beeinflusst. Aus den Überlegungen sind sechs Bereiche entstanden, so auch das Thema Biodiversität. Aber auch die Frage nach sozialen Aspekten, also das Thema Beschaffung. Ich kann umweltfreundlich einkaufen, ich kann aber auch sozial und ökologisch einkaufen. Beim Thema Mobilität geht es um die Frage, wie wir uns von A nach B bewegen, wie wir zum Gottesdienst kommen, wie Dienstmobilität funktioniert.

Mit knapp 4.500 Gebäuden ist das Thema Gebäude und Energie eine große Herausforderung, das durch die Gaskrise nochmal Brisanz bekommen hat. Es sind ganz verschiedene und komplizierte Gebäude wie Kirchen, die man nicht einfach sanieren kann. Um in den Kirchen Gaskosten und CO2-Emissionen zu reduzieren, brauchen wir innovative - und vor allem schnelle - Lösungen. Wir wollen im Gebäudebestand bis 2030 klimaneutral werden. Das ist eine sehr große Herausforderung, bei der letztendlich alle Menschen vor Ort mithelfen müssen.

Beim Thema Pastoral und Bildung geht es darum, wie wir in den vielen Kindergärten und Schulen, die wir haben, das Thema Schöpfungsverantwortung noch mehr integrieren können. Oder auch die Frage, wie wir das Thema Schöpfungsverantwortung letztendlich auch in unsere Kirche bringen, mehr als nur einmal im Jahr beim Erntedank-Gottesdienst.

DOMRADIO.DE: Die angebotenen Programme sind aufgeteilt in Angebote einerseits für die Gemeinden und andererseits für Einzelpersonen. Wie sind diese gestaltet?

Fröde-Thierfelder: Ich bin ja Biodiversitätsmanagerin und leite das Projekt "Biodiversitätscheck in Kirchengemeinden". Dazu laden wir am 5. September interessierte Kirchengemeinden ein zur Infoveranstaltung. Das ist der Auftakt der neuen Bewerbungsrunde für Kirchengemeinden, die sich in diesem Projekt engagieren wollen.  Als engagierte Kirchengemeinde bekommt man eine sehr gute Fachberatung durch die Biostationen des Landes Nordrhein-Westfalen und auch einen kleinen finanziellen Anschub bei den Sachkosten und viel Unterstützung aus dem Netzwerk. Das ist der erste Teil der Veranstaltung, die im September beginnt.

DOMRADIO.DE: Und bei den Einzelpersonen?

Fröde-Thierfelder: In diesen Gemeinden, aber auch in Gemeinden, die sich nicht in dem BiCK genannten Projekt engagieren, gibt es Menschen, deren Herz für die Schöpfung höherschlägt und sich engagieren wollen. Die nennen wir Schöpfungsbotschafter*innen. Dieses Schöpfungsbotschafter*innen-Programm starten wir im Bereich Biodiversität, eines dieser sechs Handlungsfelder, und werden mit den Teilnehmenden sehen, was sie brauchen, damit ihre Herzenskraft zur Schaffenskraft vor Ort wird.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es mit den Anmeldungen aus?

Fröde-Thierfelder: Wir hatten schon Anmeldungen, da hatten wir noch gar nicht gesagt, dass das Projekt beginnt. Es gab bei den ersten zwei Runden sehr viele Anmeldungen. Jetzt ist es gerade ein bisschen still geworden. Wir haben noch Gemeinden aus der letzten Anmelderunde, die wir jetzt sozusagen mit in die Kooperation reinnehmen. Wir freuen uns natürlich sehr, wenn wir am 5. September wieder ein volles Haus haben und wir mit Gemeinden dann schauen können, was sie konkret brauchen. Manchmal ist es dieses Projekt und manchmal ist es was ganz anderes. Und für diese Kommunikation nehmen wir uns natürlich auch viel Zeit.

Das Interview führte Bernd Hamer.

Quelle:
DR
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