Erzbistum Köln will Laien-Teams Verantwortung übertragen

Immer weniger Hauptamtliche

Weniger Gemeindepfarrer und zusammengelegte Pastoralteams verlangen noch mehr ehrenamtliches Engagement im Erzbistum Köln. Wie kann das künftig gelingen? Antworten soll es auf einem Multiplikatorenworkshop geben.

Katholische Laien stärken die Gemeinde / © Harald Oppitz (KNA)
Katholische Laien stärken die Gemeinde / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was genau verbirgt sich denn hinter dem "GemeindeTeamTag" am 28. September?

Frank Reintgen (Erzbistum Köln)

Frank Reintgen (Leiter Fachbereich Gemeindeentwicklung & Engementförderung im Generalvikariat des Erzbistums Köln): Der "GemeindeTeamTag" ist ein Tag, an dem interessierte Menschen, egal ob haupt- oder ehrenamtlich, aus dem Erzbistum Köln zusammenkommen können und über über eine Option informiert werden, Gemeindeteams vor Ort zu bilden. Gemeindeteams werden hier als engagierte Menschen verstanden, die vor Ort abgesprochen mit den Gremien vor Ort im Auftrag des Pfarrers die Leitung der Gemeinde übernehmen. 

DOMRADIO.DE: Das ist ein Schritt weiter als zu sagen, dass man Ehrenamtler hat, die mithelfen?

Reintgen: Das ist so. Es gibt immer weniger Hauptberufliche, die kirchliches Leben verantworten können, weil sie einfach zahlenmäßig nicht mehr zur Verfügung stehen. Aber anders herum will Kirche ja vor Ort präsent bleiben und es soll ein möglichst vielfältiges, buntes Gemeindeleben in den neu geschaffenen pastoralen Einheiten geben.

Da braucht es Menschen, die Lust haben sich zu engagieren, die dafür sorgen, dass sich an den Kirchtürmen weiterhin Menschen versammeln, um zu gucken, wie sie hilfreich sein können. Sie schauen, wo Leute Kirche brauchen, um miteinander Gottesdienst zu feiern, um miteinander das Evangelium vor Ort lebendig zu halten. 

Frank Reintgen

"Menschen, denen Kirche am Herzen liegt und die sich stark machen wollen für eine lebendige, zukunftsorientierte Kirche vor Ort."

DOMRADIO.DE: Diese ehrenamtlichen Laien tun dann alles, was ein Pastoralteam auch tut? 

Reintgen: Na ja, im kirchlichen Verständnis entsteht Gemeinde da, wo sich Menschen im Namen Jesu zusammenschließen und eigentlich drei grundsätzliche Dinge tun: für den Nächsten sorgen, miteinander Liturgie feiern und das Evangelium verkünden. 

Genau das wird Auftrag dieser Gemeindeteams werden, in ihrem Gemeindekontext eine Willkommenskultur zu etablieren, Lust zu wecken, mitzutun und sicherzustellen, dass in diesem Sinne Gemeinde vor Ort weiter lebendig bleibt. Natürlich verknüpft mit den anderen Gemeinden in der pastoralen Einheit, verknüpft mit dem Pastoralteam, aber durchaus ausgestattet mit Entscheidungskompetenzen für all das, was am Kirchturm relevant ist. Sie sind auch mit einem kleinen Budget ausgestattet. 

Wir sehen, dass es an ganz vielen Orten eine Dynamik in diese Richtung gibt. Wir sehen jetzt schon, dass wir Menschen finden, denen Kirche am Herzen liegt und die sich für eine lebendige, zukunftsorientierte Kirche vor Ort stark machen wollen. 

DOMRADIO.DE: Ende September ist dieser "GemeindeTeamTag" im Kölner Maternushaus. Sie haben schon 120 Anmeldungen. Ein bisschen Luft nach oben ist noch. Was passiert da genau an diesem Tag? 

Reintgen: An dem Tag wird es einmal einen spannenden Impulsvortrag von Jan Loffeld geben. Das ist ein Pastoraltheologe, der einen Blick in Entwicklungsstränge der Kirche wirft. Er sagt uns, worauf wir uns einstellen können. Er wird mit Sicherheit auch noch mal herausstellen, wie sehr Kirche der Zukunft von Menschen leben wird, die sich für auch ehrenamtlich engagieren. 

Darüber hinaus haben wir Gäste aus dem Erzbistum und aus anderen Bistümern eingeladen, die ein Stück Inspiration geben sollen und können, wo schon jetzt Menschen vor Ort stark in die Gemeindeleitung eingebunden sind. Es geht darum, von anderen zu lernen, wo an manchen Orten schon längere Wegstrecken zurückgelegt worden sind und wie wir stark von den Ideen und von den Erfahrungen anderer profitieren können. 

DOMRADIO.DE: Haben Sie ein konkretes Beispiel, wo Sie schon im Vorfeld sagen, dass sich etwas als Vorbild eignet? 

Reintgen: Ja, wir haben im Bistum Osnabrück zwei Teams, die vor Ort Gemeindeleitung übernommen haben. Die Bezeichnung ist in jedem Bistum anders, aber aber im Grunde genommen ist das so, wie wir uns das auch für das Erzbistum Köln wünschen. 

Es ist spannend in dem Vorgespräch mitzukriegen, mit welcher Spiritualität, mit welcher Haltung, mit welcher Energie und Freude da Menschen mithelfen, dass Kirche präsent bleibt und wie sie gerne Verantwortung übernehmen. Und es ist auch spannend zu sehen, was gelingen kann, wenn Hauptamtliche und Ehrenamtliche gut miteinander kooperieren und sich gegenseitig in ihren Rollen und Möglichkeiten wertschätzen. 

Frank Reintgen

"Impuls ins Bistum setzen"

DOMRADIO.DE: Dieses Event Ende September soll den Auftakt bilden. Zum Thema Gemeindeentwicklung kommen danach weitere Veranstaltungen? 

Reintgen: Ja, wir hoffen sehr darauf, dass mit dem Tag ein Impuls ins Bistum gesetzt wird. Wir sind jetzt schon mit verschiedenen pastoralen Einheiten und Seelsorgebereichen im Kontakt, die Interesse an dem Thema haben. 

Das ist unsere Hoffnung, dass jetzt quasi ein Schneeballsystem ins Bistum getragen wird. Wir freuen uns darauf und warten darauf, Gemeinden, die sich auf so ein Gemeindeteam hin entwickeln wollen, zu unterstützen und zu begleiten. 

DOMRADIO.DE: Interessierte Engagierte finden dann auch immer Unterstützung?

Reintgen: Genau, die können sich im besten Fall vor Ort an den Pfarrgemeinderat oder das Pastoralteam wenden. Die können sich aber auch an uns wenden. Dann stellen wir den Kontakt her. 

Damit ein Gemeindeteam vor Ort seine Wirkung entfalten kann, ist ein Prozess notwendig, dass vor Ort Abstimmungsgespräche stattfinden, Vereinbarungen getroffen werden und dass die, die so ein Gemeindeteam bilden wollen und sollen, auch ein Stück Qualifizierung bekommen. Sie brauchen ein kleines Coaching, um miteinander für sich gut eine Idee zu entwickeln, was sie überhaupt wollen, von welchem Geist sie getragen werden und wie sie sich das vorstellen, miteinander als Team Verantwortung zu übernehmen.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Anmeldung und weitere Infos zum GemeindeTeamsTag

"GemeindeTeams"

Im Projekt GemeindeTeams informieren, unterstützen und begleiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagierte Katholiken, die die Verantwortung und Leitung für das gemeindliche Leben an einem konkreten Kirchort als Team von Engagierten übernehmen (wollen).
Außerdem werden Gremien und Pastoralteams beraten und begleitet, die GemeindeTeams in Kirchorten etablieren möchten. 

Gemeinsam im Team / © Jacob_09 (shutterstock)
Quelle:
DR