Das US-Erzbistum New Orleans muss Ermittlern umfangreiche Unterlagen zum Umgang mit Missbrauchsfällen in den vergangenen Jahrzehnten übergeben, darunter auch die Korrespondenz mit dem Vatikan. Ein Strafgericht ordnete die Herausgabe an die Polizei des US-Bundesstaates Louisiana an, wie US-Medien (Mittwoch Ortszeit) berichten.
In der Verfügung werden demnach Akten angefordert, aus denen hervorgeht, welche Priester und Diakone während ihrer Tätigkeit in der Erzdiözese des Kindesmissbrauchs beschuldigt wurden, wann diese Beschwerden erstmals vorgebracht wurden und ob die Kirche diese Fälle an die Polizei weitergegeben hat.
Was wusste Rom?
Diese verlangte auch Kopien des gesamten Schriftverkehrs zwischen dem derzeitigen Erzbischof von New Orleans, Gregory Aymond, seinen Mitarbeitern und ihren Vorgesetzten im Vatikan. Einen Sprecher des Erzbistums zitieren die Berichte mit den Worten: "Wie immer wird die Erzdiözese bei allen Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden kooperieren."
Bisher hatten sich Ermittler in Fällen mutmaßlicher Vergewaltigung oder Belästigung von Minderjährigen durch Geistliche des Erzbistums auf Dokumente konzentriert, die sich auf die einzelnen Angeklagten und ihre direkten Vorgesetzten bezogen. Mit Zugriff auf die gesamten Unterlagen des Missbrauchsskandals in der zweitältesten Erzdiözese der USA könnten sie nun auch erfahren, was die obersten Kirchenvertreter in Rom über das Ausmaß des Missbrauchs in New Orleans wussten.
Anlass für die Einschaltung des Gerichts durch die Behörden waren den Berichten zufolge Missbrauchsvorwürfe gegen einen inzwischen pensionierten Priester. Das Erzbistum hatte demnach zunächst wichtige Informationen zurückgehalten, etwa dass der inzwischen als klinisch pädophil eingestufte Beschuldigte bereits in der Vergangenheit immer wieder auffällig geworden war.