Evangelischen Gläubigen mit katholischem Ehepartner solle ein Weg pastoraler Begleitung offenstehen, "auf dem im Einzelfall ein Kommunionempfang möglich werden kann", sagte Erzbischof Hans-Josef Becker dem in Bielefeld erscheinenden "Westfalen-Blatt" (Samstag). "Konfessionsverbindende Ehepaare und Familien liegen uns ebenso am Herzen wie die Ökumene."
Hintergrund ist ein Kompromiss im Streit um die Öffnung der Kommunion für evangelische Ehepartner in der katholischen Kirche in Deutschland. Eine entsprechende Handreichung wurde nicht, wie ursprünglich geplant, als offizielles Dokument der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht, sondern als Orientierungshilfe für einzelne Bischöfe.
Ortsbischöfe können entscheiden
Den Ortsbischöfen soll damit weiterhin die Entscheidung über die Zulassung eines nichtkatholischen Ehepartners zur Kommunion obliegen. Zuvor hatte der Vatikan Anfang Juni überraschend die von den deutschen katholischen Bischöfen mehrheitlich beschlossene Handreichung zurückgewiesen.
Der Paderborner Erzbischof Becker sagte, er habe in der jüngsten Sitzung des Priesterrats des Erzbistums seine Einordnung vorgetragen und die Erwartung formuliert, "dass sich alle Seelsorger im Erzbistum Paderborn mit der Orientierungshilfe intensiv vertraut machen und entsprechend seelsorglich verantwortbar handeln".
Woelki: Keine neue Norm
Evangelische Partner von Katholiken können auch nach Ansicht des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki in Ausnahmefällen die Kommunion erhalten. Diese Frage gehöre aber in den Raum der persönlichen Seelsorge, der geistlichen Begleitung und der individuellen Gewissensentscheidung der Gläubigen, sagte er Anfang Juni. Dies sei schon lange pastorale Praxis.
Woelki wandte sich wiederholt gegen die von der Deutschen Bischofskonferenz mit Mehrheit beschlossene Handreichung, wonach evangelische Ehepartner im Einzelfall zur Kommunion zugelassen werden können. "Pastoral begründete Ausnahmeregelungen dürfen nicht als neue Normen festgeschrieben werden", sagte der Erzbischof vor dem Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln. Denn das würde "die Werte, die mit besonderer Sorgfalt bewahrt werden müssen, in Gefahr bringen", zitierte er einen Satz aus dem Schreiben "Amoris laetitia" von Papst Franziskus.