Warum stehen um den Kölner Dom herum keine Hochhäuser? Warum ist (und bleibt auch erst einmal) die Domplatte so kahl? All das hat mit dem Status des Kölner Doms als Weltkulturerbe zu tun.
Dabei gehe es um zweierlei: Dieses Erbe verpflichte gleich doppelt, betonte die Welterbekoordinatorin im Auswärtigen Amt, Birgitta Ringbeck am Sonntag im Domforum. Es geht nicht nur um den Erhalt der herausragenden Stätten: "Wir müssen das, was wir geerbt haben, auch wieder vererben. Das ist ein Generationenvertrag!"
Blick nach Syrien
Nur weil ein Gebäude oder ein Ort den Titel "Weltkulturerbe" trägt, schützt das aber noch nicht vor Zerstörung. Besonders eindrucksvoll wurde das klar, als Mitglieder des Islamischen Staates vor einigen Jahren die Stätte Palmyra in Syrien hemmungslos zerstörten. Für Kultur- und Denkmalschützende stellt sich dann die Frage: Sollten diese Stätten wiederaufgebaut werden?
"Wenn wir nach unseren Vorstellungen vorgehen würde, müssten diese Stätten aus unseren Listen ausgetragen werden", entgegnete Ringbeck. Denn: "Die Substanz, die geschützt war, ist nicht mehr da." In der Praxis sei aber eine andere Überlegung wichtig: Würde man diese zerstörten Stätten austragen, würde man damit den Menschen ein zweites Mal die kulturelle Identität nehmen.
Es geht auch um Emotionen
Mit Blick auf Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg wurde schnell klar, welch wichtige Bedeutung der Wiederaufbau von kulturellen Stätten für die ganze Gesellschaft hat. Kirchen seien das erste gewesen, was man wiedererrichtet habe. "Und damit kam auch ein Stück weit Menschlichkeit zurück." Ähnlich sei das auch in Syrien: "Es geht nicht nur um reine Rekonstruktion, sondern um gesellschaftlichen Zusammenhalt."
Diskussion und Live-Stream
Es diskutierten Dombaumeister Peter Füssenich, Stadtkonservator Thomas Werner, die Welterbekoordinatorin im Auswärtigen Amt, Birgitta Ringbeck, sowie die Professorin für materielles und immaterielles Erbe an der Universität Paderborn, Eva-Maria Seng. Als Ehrengast ist der Musiker Wolfgang Niedecken dabei. Die Podiumsdiskussion wurde live gestreamt.
Neben dem Kölner Dom beteiligen sich 39 weitere der insgesamt 46 Welterbestätten an dem hybriden Aktionstag. Es gibt laut UN-Kulturorganisation 1.121 Unesco-Welterbestätten in 167 Ländern weltweit. Seit 2005 wird der Welterbetag auf Initiative der Deutschen Kommission und des Welterbestätten-Vereins am ersten Sonntag im Juni begangen, in diesem Jahr am 6. Juni.