DOMRADIO.DE: Seit Montag ist der 26. Kölner Krippenweg eröffnet, rund 120 Krippen gibt es in der Stadt zu entdecken und zu bestaunen. Welche Bedeutung hat der Krippenweg für Sie?
Msgr. Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Der Krippenweg zeigt für mich mitten in dieser manchmal ja auch trubeligen Adventszeit in den Geschäften, worauf wir eigentlich hinleben in dieser Adventszeit, was das Ziel ist, nämlich Weihnachten, dass Gott in die Welt gekommen ist. Und wenn die Menschen auch unverhofft mitten in der Stadt auf eine Krippe stoßen, werden sie daran erinnert und freuen sich vielleicht mit uns auch, dass es nicht nur um Geschenke und um Glühwein geht, sondern vor allem darum, dass Gott einer von uns geworden ist und Licht in die Welt gebracht hat.
DOMRADIO.DE: Haben Sie ein persönliches Highlight auf dem Krippenweg oder eine Krippe, die Sie den Besuchern besonders ans Herz legen möchten?
Kleine: Ich muss gestehen, ich bin noch nicht den Krippenweg gegangen. Es ist ja ganz am Anfang. Erst jetzt im Advent gehe ich bewusst manchmal los – oder manchmal sehe ich auch Krippen, wenn ich unterwegs bin. Aber eine ganz besondere Krippe, die ich natürlich allen empfehle, ist hier die Stadtkrippe vor dem Kölner Dom.
DOMRADIO.DE: Es ist die zweite Adventszeit während der Corona-Pandemie. Die Zahlen steigen gerade auch. Welche Bedeutung können Krippen in dieser Zeit haben?
Kleine: Ich glaube, dass Krippen für uns ja immer ein Zeichen von Heimat sind, von Erinnerung, vielleicht auch von Geborgenheit. Wir haben Krippen als einen Ort der Vertrautheit, wenn man nach Hause kommt und zu Hause eine Krippe stehen hat. Und Krippen zeigen auch, dass in der Not auch Heil und Helles geschehen kann. Damals im Stall von Bethlehem – und nicht in einem Palast wird Gott Mensch. Daran erinnern mich die Krippen.
Das ist ja keine romantische Atmosphäre da mit den Hirten, sondern das war knallharte Realität. Wir haben auch heute eine Realität, die nicht immer leicht zu tragen und zu ertragen ist, aber es gibt eine Hoffnung und es gibt eine Zukunft.
DOMRADIO.DE: Sie haben heute die Kölner Stadtkrippe gesegnet. Was macht diese Krippe in diesem Jahr so besonders?
Kleine: Die Stadtkrippe gibt es ja schon seit längerem. Sie stand immer mitten im Weihnachtsmarkt. Letztes Jahr ist sie dann vor das Südportal des Doms gekommen. Wir haben sie jetzt noch einmal mehr in die Mitte gerückt. Und anders ist, dass sie mit Tannenbäumen geschmückt ist, und vor allem, dass sie jetzt zweigeteilt ist. Wir haben wirklich eine Adventskrippe und eine Weihnachtskrippe. Wenn man bis zum 24. Dezember dahin kommt, sieht man noch keine heilige Familie. Da ist ein Krippenkorb, der ist leer.
Und es sind vor allem die Gestalten des Alten Testamentes vertreten. Also der Esel oder auch die Wurzel Jesse, von der Jesaja spricht, und es liegen Löwe und Lamm zusammen. Also man kann wirklich auch als Bibelkenner oder als Christ, wenn wir auf das Alte Testament schauen, wirklich etwas entdecken.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet die Adventszeit für Sie?
Kleine: Sie soll ja eigentlich, das habe ich auch am ersten Adventssonntag gepredigt, eine Zeit der Ruhe sein und der Besinnung. Früher war es ja sogar die kleine Fastenzeit. So hat man sie genannt. Ich muss aber selber gestehen, dass das nicht ganz einfach ist, gerade wenn man so mitten im Trubel lebt und arbeitet. Aber ich glaube, es kann wirklich eine Zeit sein, wo wir uns mal zurückziehen, wo man dann die Kerze am Adventskranz anmacht, wo wir auf die Adventslieder schauen, die eine ganz besondere Sprache sprechen und sagen: Ok, draußen auf den Weihnachtsmärkten in Geschäften ist schon viel Weihnachten, aber bei mir, da möchte ich eigentlich noch Advent halten, um dann wirklich Weihnachten zu feiern, wenn einige leider schon den Baum wegpacken und die Lieder nicht mehr hören wollen, weil sie die schon vier Wochen gehört haben.
Advent ist Advent. Weihnachten ist Weihnachten. Eine Zeit der Vorfreude. Und vielleicht können alle, die auch ein bisschen mitbekommen, wenn sie zum Beispiel am Kölner Dom an der Stadtkrippe vorbeigehen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie ein besonderes Ritual in der Advents- und Weihnachtszeit?
Kleine: Das erste Ritual ist, am Vorabend des ersten Advents natürlich den Adventskranz zu gestalten. Der wird grün gekauft und dann wird er geschmückt mit den vier Kerzen, mit anderen Naturmaterialien. Und dann ist es die Tradition, natürlich die erste Kerze zu entzünden. Das ist so meine Tradition im Advent. Es gibt auch sonst noch keinen Baum zu Hause oder etwas anderes – oder viele Sterne oder andere Engel, die schon aufgestellt werden. Advent ist Advent, da reicht mir die Kerze.
DOMRADIO.DE: Wie sieht Ihre Krippe zu Hause aus?
Kleine: Zu Hause habe ich die Krippe meiner Großmutter – und sogar schon von meinen Urgroßeltern. Die haben die gekauft. Das ist eine klassische Krippe vom Anfang des 20. Jahrhunderts, also aus Gips. Da ist auch schon irgendwo mal eine kleine Ecke ab. Und da steht sogar noch der Preis drunter: 1,85 – welche Währung das genau war, ist nicht ganz klar. Mit dieser Krippe verbinde ich sehr viel, weil ich sie immer bei meinen Großeltern, bei meiner Großmutter gesehen habe.
Das Problem ist, es fehlt eine Figur. Zuerst ist also der Josef kniend da, mit einem schönen Mantel. Der wird aber später zum König und deshalb muss dann der Hirte an die Stelle des Josef. Aber ansonsten wird die bei mir aufgebaut. Die Heiligen Drei Könige, die zuerst ja nur zwei sind, rücken so langsam hinter einem Blumentopf heran. Da merkt man nicht, dass einer fehlt. Das ist meine kleine Herzenskrippe.
Das Interview führte Nora Kehr.