Nach Ansicht von Gerhard Kardinal Ludwig Müller sollte die Kirche in Italien, aber auch Papst Franziskus, das Gespräch mit Innenminister Matteo Salvini suchen. Das bedeute ja nicht, jede politische Ansicht des Chefs der rechten Lega gutzuheißen, sagte der Deutsche in einem Interview der Zeitung "Corriere della Sera" (Dienstag).
"Es ist besser, mit Salvini zu reden, zu diskutieren oder ihn zu korrigieren, wenn es nötig ist", so der frühere Leiter der vatikanischen Glaubenskongregation und vormalige Bischof von Regensburg.
Kardinal Müller: Salvini nicht boykottieren
Angesprochen auf die teils fromme Rhetorik und das "Schwenken mit dem Rosenkranz" durch den Innenminister erklärte Müller, dass ihm das persönlich nicht gefalle; "das sollte man vermeiden". Immerhin aber spreche Salvini davon, das Christentum zu stärken. Andere Politiker in Europa wollten es abschaffen, so der Theologe.
Müller, der nach wie vor in Rom lebt, kritisierte insbesondere, dass Papstvertraute wie der Jesuit Antonio Spadaro dem Lega-Chef das Christsein quasi absprächen, nur weil dieser beim Thema Migration eine andere Politik vertrete. Man könne wohl anmerken, dass ein Politiker das Thema aus katholischer Sicht besser oder schlechter angehe, aber man dürfe ihn nicht boykottieren, sagte Müller.
Bei humanitären Korridoren einig
Während die Italienische Bischofskonferenz sich in Richtung des Chefs der rechten Partei eher verhalten kritisch äußert, gab es von katholischen Medien zum Teil sehr deutliche Kritik. Gleichzeitig zeigt der 34-Prozent-Erfolg der Lega bei der Europawahl, dass wohl auch viele Katholiken Salvini einiges abgewinnen.
Bei den schon vor Jahren vereinbarten humanitären Korridoren für besonders bedrohte Flüchtlinge indes arbeiten kirchliche Organisationen und das von Salvini geleitete Innenministerium nach wie vor zusammen.