DOMRADIO.DE: Die Verbreitung des Coronavirus nimmt seit Wochen ab. Schon länger ist die Inzidenz in Köln unter 35. So langsam könnten die Domführungen wieder starten, oder?
Harald Schlüter (Referent für Dom- und Kirchenführungen beim Domforum): Genau, das streben wir an zum 21.6., also zum nächsten Montag. Ich merke, dass es für alle – für die Führenden und für die, die in der Verwaltung damit befasst sind – ein schwerer Angang ist, wieder in eine vermeintliche Normalität zurückzukehren. Wir werden das sehr behutsam und sehr vorsichtig tun. Aber ich merke, für alle ist es eine Herausforderung.
DOMRADIO.DE: Und das bedeutet, dass man dort Abstände einhalten muss, dass wahrscheinlich die Leute eine Maske tragen müssen. Welche Regeln sind einzuhalten?
Schlüter: Der Dom geht sehr vorsichtig ran. Als vor Corona meistbesuchtes Gebäude muss man jetzt natürlich sehr vorsichtig schauen, wie das im Raum funktioniert, dass einfach Menschen wieder zur Besichtigung hereingehen können und dann geführte Gruppen unterwegs sind. Deshalb fangen wir sehr klein an. Das heißt, es sind nur zwölf Personen in einer Gruppe zugelassen, damit sie auf Abstand stehen können – mit Maske, mit Abstand mit Kontaktverfolgung. All das, was wir im letzten Sommer schon erprobt und genutzt haben.
Aber hinzu kommt – zu Anfang jedenfalls, obwohl es die Coronaschutzverordnung so gar nicht mehr vorsieht – dass wir bei den Gästen und Führenden eines der drei "G"s voraussetzen, also dass sie entweder getestet, geimpft oder genesen sind. Wir wollen, dass alle gut geschützt sind und dass sie auch mit einem guten Gefühl unterwegs sind. Und deshalb ist das jetzt mal für den Start so vereinbart worden, vom Hausherrn quasi vorgegeben.
DOMRADIO.DE: Das gilt für den Kölner Dom, für die romanischen Kirchen ebenfalls?
Schlüter: In den romanischen Kirchen gelten die Regeln von letztem Jahr. Wir werden auch da mit zwölf Personen, Abstand, Maske und Kontaktverfolgung arbeiten. Aber auf die drei "G"s werden wir an dieser Stelle verzichten können, weil in den romanischen Kirchen natürlich auch ein ganz anderes Besucheraufkommen ist und man dadurch Raum genug hat, mit einer Gruppe auf Abstand zu sein. Deshalb wird es da etwas lockerer gehandhabt.
DOMRADIO.DE: Sie haben gesagt, dass es schwierig ist für die Menschen, wieder reinzukommen. Liegt es vielleicht auch daran, dass Sie eine FFP2-Maske bei den Führungen tragen müssen?
Schlüter: Nein, das ist gar nicht zwingend. Im Dom gilt, wie jetzt auch im öffentlichen Nahverkehr schon, entweder die sogenannte medizinische Maske oder die FFP2-Maske. Für die Führenden ist es ja auch von Wichtigkeit und Vorteil, dass wir im Dom das Gruppen-Führungssystem zur Verfügung haben. Das heißt, derjenige, der mit zwölf Leuten kommunizieren möchte, kann das verstärkt durch ein Mikrofon tun. Das hat sich ja schon in den Jahren davor sehr bewährt, dass man leise sprechen kann und damit trotzdem eine große Gruppe erreichen kann.
DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie mit den Führungen seit November pausiert, seit auch die Gastronomie wieder geschlossen hatte. Gab es denn seitdem dann auch wieder Anfragen oder geht man eigentlich davon aus, das Führungen im Moment nicht möglich sind.
Schlüter: Es ist sehr ruhig geworden. Es gab vereinzelte Reiseunternehmen, die immer wieder mal den Versuch gestartet haben - Termine angefragt, mal vorreserviert haben - und dann wieder von ihrer Seite absagen mussten. Und man merkt dann auch im Kontakt mit "Köln Tourismus": Es wird noch lange brauchen, bis der Tourismus wieder in Gang kommt. Ich gehe morgens gerne über den Rhein - von Deutz aus kommend über die Hohenzollernbrücke. Dann sehe ich am Ufer kein einziges Flußkreuzfahrtschiff. Der Tourismus ruht momentan noch.
DOMRADIO.DE: Die Führungen liegen in der Hand des Domforums, des Besucherzentrums des Kölner Doms. Das war vor der Pandemie Anlaufpunkt für ganz unterschiedliche Zielgruppen. Auch das geht langsam wieder.
Schlüter: Ja, wir haben im Grunde genommen ja schon sehr früh versucht, das Foyer offen zu halten, mit einem sehr eingeschränkten Zugang, einem kleinen Angebot - einer persönlichen Pause oder Auszeit mit Sanduhr. Jetzt sind wir schon wieder einen Schritt weiter. Wir haben in dem Sinne mehr geöffnet, weil man etwas niederschwelliger wieder mit uns in Kontakt kommen kann. Man kann seine Fragen loswerden, aber vor allen Dingen: Man kann auch wieder einen Kaffee trinken, man kann sich hinsetzen. Aber auch da gilt dann – wir haben den Raum ein bisschen in zwei Zonen dafür aufgeteilt – dass derjenige, der den Kaffee trinken möchte, den Regeln der Kontaktverfolgung unterliegt
DOMRADIO.DE: Das Domforum bietet ja auch ein großes kulturelles Angebot an – Vorträge, Diskussionen, Konzerte. Das muss weiterhin ruhen?
Harald Schlüter: Es ruht nicht ganz, aber es ist ins Virtuelle verlagert. Das heißt, wir haben natürlich auch gelernt, Angebote zu schaffen, die wir medial – sprich virtuell – zugänglich machen können. Aber die sogenannten Präsenzveranstaltungen werden auch im Herbst erst aufgenommen. Wir werden jetzt ja ohnedies in die Sommerpause gehen, die aber bei uns mit einem spannenden Projekt gefüllt sein wird: Wir haben ab 5. Juli im Foyer eine Ausstellung über den Kölner Dom und die Juden anlässlich des 1700-jährigen Jubiläums jüdischen Lebens in Köln.
Das Interview führte Tobias Fricke.