Bischof Neymeyr: Kirche hat in Corona-Krise zu wenig an Kinder gedacht

"Es tut mir sehr leid, dass Ihr übersehen worden seid"

In der gesellschaftlichen Debatte über die Corona-Pandemie sind nach Einschätzung des Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyr die Bildungsrechte der Kinder zu wenig beachtet worden. Zu spät habe sich die Gesellschaft der Bildungseinrichtungen angenommen.

Erfurter Dom und Severikirche / © Roger Hagmann (KNA)
Erfurter Dom und Severikirche / © Roger Hagmann ( KNA )

"Es tut mir sehr leid, dass Ihr in dieser Zeit übersehen worden seid", sagte Neymeyr am Sonntag bei der Erfurter Bistumswallfahrt im Dom der thüringischen Landeshauptstadt. "Auch in der Kirche haben wir zu wenig an Euch gedacht", räumte der katholische Bischof ein.

"Für uns stand im Vordergrund, wie wir Gottesdienst feiern können, wie wir die kranken und alten Menschen begleiten können und was aus den Erstkommunionfeiern und Firmungen wird", sagte Neymeyr. Er dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bistums, die dennoch mit Kindern in Kontakt geblieben seien und ihnen gezeigt hätten, dass die Kirche auch in Corona-Zeiten für sie da sei.

Neymeyr: "Das muss sich die Gesellschaft etwas kosten lassen"

Bis nach den Osterferien habe es gebraucht, bis der Blick der Politiker und Journalisten auf die Bildung gefallen sei. Anlässlich der Vernachlässigung in den vergangenen Monaten rief der Bischof zu einer größeren Wertschätzung der pädagogischen Einrichtungen auf. "Kindergärten und Schulen sind nicht nur Orte der Betreuung, sondern vor allem Orte der Bildung und Erziehung", betonte Neymeyr.

"Das muss sich die Gesellschaft etwas kosten lassen.“ Es dürfe nicht sein, „dass in Sonntagsreden von Bildung und Erziehung gesprochen wird und werktags der Rotstift angesetzt wird“.

Vertrauen oder Vorsicht?

Bezeichnend sei in Zeiten der Pandemie das Hin- und Hergerissen-Sein zwischen Vertrauen und Vorsicht. Die Bibel rate "eindeutig" zu Vertrauen auf Gott. In einem Psalm etwa heiße es, dass Gott die Menschen vor der Seuche beschützt: Eine solche Seuche sei auch das Coronavirus. Wachsam solle man Jesus zufolge jedoch auch sein, so Neymeyr – allerdings weniger in Bezug auf Infektionskrankheiten als auf die "die Wirklichkeit und Wiederkehr Gottes". 


Bischof Ulrich Neymeyr / © Michael Reichel (dpa)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Michael Reichel ( dpa )
Quelle:
KNA , DR
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