Bei seiner jüngsten Lateinamerikareise habe er Zäune und Grenzstreifen zwischen den USA und Mexiko gesehen, die ihn an die DDR-Grenze erinnerten, sagte der Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Adveniat bei der Bilanzpressekonferenz des Lateinamerikahilfswerks am Donnerstag in Essen. "Sie sind ein Skandal und eine echte Sünde. Das gilt genauso für die Zäune, die jetzt in Europa errichtet werden, um Flüchtlinge aufzuhalten."
Die Tatsache, dass einige osteuropäische Bischöfe die Anlagen befürworteten, nannte Overbeck "völlig unkatholisch". Ebenso kritisierte er die "Menetekelversuche gewisser Leute in Politik und Öffentlichkeit", eine nachlassende Bereitschaft der Bevölkerung in der Flüchtlingshilfe herbeizureden.
Positive Bilanz
Der Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Adveniat äußerte sich bei der Bilanzpressekonferenz des Lateinamerikahilfswerks. Das katholische Lateinamerikahilfswerk Adveniat verzeichnete im Geschäftsjahr 2014/2015 eine positive Entwicklung der Spendenbereitschaft.
"Es gab nicht die befürchteten Einbrüche, die Menschen sind uns treu geblieben", sagte Geschäftsführer Stephan Jentgens. Die Einnahmen seien gegenüber dem Vorjahr leicht um 100.000 Euro auf insgesamt 48,9 Millionen Euro gestiegen. 47,7 Millionen Euro flossen den Angaben zufolge in 2.923 Projekte in Süd- und Mittelamerika sowie der Karibik. Wegen seines geringen Werbungs- und Verwaltungsaufwandes von unter zehn Prozent habe Adveniat erneut das DZI-Spendensiegel erhalten, sagte Jentgens.
Engagement für junge Leute
Als zentrale Anliegen von Adveniat bezeichnete Hauptgeschäftsführer Prälat Bernd Klaschka das Engagement für die Armen und für junge Menschen, die keine Lebens- und Arbeitsperspektiven mehr in ihren Ländern sähen. "Der Strom von jungen Migranten reißt nicht ab", sagte Klaschka. Deshalb habe Adveniat seine Ausgaben für Projekte für junge Leute zwischen 2013 und 2015 von 700.000 auf 1,7 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Zur Unterstützung des Friedensprozesses in Kolumbien werde die Weihnachtsaktion 2015 "Frieden jetzt! Gerechtigkeit schafft Zukunft" zu einer dauerhaften Kampagne, kündigte Klaschka an. Ein weitere Schwerpunkt sei mit dem Jahresthema 2016 gesetzt: "Bedrohte Schöpfung - bedrohte Völker". Auf diese Weise wolle Adveniat auf die durch Gold- oder Erdölförderung bedrohten Völker Amazoniens aufmerksam machen.