Mehrere Zehntausend Menschen haben am Wochenende in Essen gegen den AfD-Bundesparteitag protestiert. Auch am Sonntag gab es Aktionen und Gegendemonstrationen, die allerdings deutlich weniger Teilnehmer verzeichneten.
Das Bündnis "widersetzen" erklärte am Sonntag, zusammen mit der Initiative "Gemeinsam Laut" habe man mit 70.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern den größten Protest der Geschichte Essens organisiert.
"Mit Aktionen des zivilen Ungehorsams wollen sie sich einreihen in demokratische Bewegungen wie der Bürgerrechtsbewegung der USA oder dem Kampf gegen Apartheid in Südafrika."
Das Bündnis kritisierte den Umgang der Polizei und des Innenministers mit friedlichen Demonstranten.
Die Polizei teilte mit, leider habe es immer wieder größere Gruppen "von zum Teil mehreren hundert Personen" gegeben, "die durch gewaltsame Störaktionen versuchten, die Delegierten an der Teilnahme des Bundesparteitags zu hindern oder Sperrstellen zu durchbrechen".
Gegen sie seien Schlagstöcke und Reizgas eingesetzt worden. Etliche AfD-Vertreter hatten wegen Blockaden Schwierigkeiten, pünktlich zur Grugahalle zu gelangen.
Zwei Einsatzkräfte verletzt
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) kritisierte, mehrere Einsatzkräfte seien verletzt worden. "Es gab wieder zu viele
Menschen, die keine Botschaften vermitteln wollten, sondern nur unterwegs waren, um Ärger zu machen. Vermummte, die versucht haben, Absperrungen gewaltsam zu durchbrechen", sagte er der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag).
"Dabei wurden auch Polizistinnen und Polizisten verletzt. Zwei Einsatzkräfte wurden getreten, während sie schon am Boden lagen. Das ist ungeheuerlich."
Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, lobte die Beteiligung christlicher Gruppen. "Ich bin wirklich sehr beeindruckt
und auch stolz auf Essen und das Ruhrgebiet", erklärte der Generalvikar am Samstagabend.
Er hob hervor, dass Zehntausende
Menschen auf den Beinen gewesen seien, um vielfältig, bunt, kreativ und friedlich gegen die rechtspopulistische Partei zu demonstrieren.
Auch katholische Jugendverbände wie die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), die Katholische junge Gemeinde (KjG) und der Jugend-Dachverband BDKJ hätten sich beteiligt.
Unter dem Motto "Zusammen für Demokratie, Vielfalt und Toleranz" hatte die Essener Allianz für Weltoffenheit am Veranstaltungsort einen "Markt der Möglichkeiten" errichtet, um mithilfe zahlreicher Organisationen zu demokratischem Engagement aufzurufen. Gewalttätige Protestierer oder Blockierer seien nicht willkommen, so die Veranstalter im Vorfeld.
Die Präses der Synode der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, hatte am Samstag bei einer Kundgebung gegen den AfD-Parteitag dazu aufgerufen, für eine offene, tolerante und gerechte Gesellschaft einzustehen und Demokratiefeinden entschieden entgegenzutreten.
"Gott schenkt allen Menschen Würde. Deswegen ist es mir nicht egal, wenn Menschen ausgegrenzt, angegriffen, bedroht, gejagt werden. Wenn extremistische, rassistische, antisemitische und völkische Sprüche verharmlost werden. Wenn Faschisten in Hinterzimmern Pläne schmieden. Gottloser geht es nicht", sagte sie.
Gegen völkischen Nationalismus
Auch Vertreter der katholischen Kirche hatten den Protest gegen den AfD-Parteitag unterstützt. "Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar", erklärte Pfeffer. "Dies motiviert uns Christinnen und Christen in Essen, an diesem Wochenende auf die Straße zu gehen."