Ethik-Experte kritisiert Solo-Hochzeit von Selena Gomez

"Liebe ist eine Art Kreisverkehr"

Die US-amerikanische Sängerin und Schauspielerin Selena Gomez hat sich selbst geheiratet. Bruder Paulus Terwitte sieht darin mehr einen Gag und findet deutliche Worte. Für ihn kann nur lieben, wer auch selbst geliebt wird.

Selena Gomez, Sängerin und Schauspielerin aus den USA / © Jordan Strauss/Invision (dpa)
Selena Gomez, Sängerin und Schauspielerin aus den USA / © Jordan Strauss/Invision ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was sagt denn die Bibel zur Selbstliebe? Es ist doch sicher sehr christlich, ein gutes Verhältnis zu sich selber zu haben.

Bruder Paulus Terwitte im Portrait / © Norbert Demuth (KNA)
Bruder Paulus Terwitte im Portrait / © Norbert Demuth ( KNA )

Bruder Paulus Terwitte (Kapuzinermönch und Ethik-Experte): Sich selbst lieben kann man ja erst, wenn man vorher von anderen geliebt worden ist. Martin Buber sagt schon: Der Mensch wird am Du zum Ich. Erst wenn ich geliebt werde, kann ich beginnen, auch mich wertzuschätzen und mich zu lieben und den Wert zu entdecken, der in mir selber ist. Und wenn ich das dann tue, werde ich wiederum fähig, andere zu lieben und auch Gott zu lieben. Die Liebe ist eine Art Kreisverkehr und nicht etwas, was man selbst machen kann, schon gar nicht, was man selbst erzeugen kann, sondern ich kann nur lieben, weil ich geliebt wurde.

DOMRADIO.DE: Wer heiratet sich denn selber? Muss man dafür Narzisst sein?

Br. Paulus: Das ist halt ein Publikumsgag und letztlich großer Quatsch, wie ich finde. Da werden einfach Wörter benutzt, die klar zu einem Verhältnis von Mann und Frau zugeordnet sind. Das wird dann einfach Heirat genannt. Letztlich geht es darum, eine Fete zu machen, ein Fest zu machen und man möchte auffallen. Das hat mit menschlichen Grundzügen, finde ich, ganz wenig zu tun, sondern das ist ein Gag, den man so einfach zur Kenntnis nimmt, wie andere auch. Aber sich selbst zu heiraten, das ist einfach nicht möglich, wenn das Wort heiraten noch einen Sinn haben soll.

DOMRADIO.DE: Aber wir alle kennen doch Menschen, die keine Ehe eingehen, weil sie die dauerhafte Beziehung scheuen oder Angst haben, dass die Ehe in die Brüche gehen kann. Wer sich selber heiratet, braucht keine Scheidung zu befürchten. Das hat doch auch etwas Positives, oder?

Br. Paulus: Ich kenne Menschen, die nicht heiraten wollen und können, weil sie einfach durch ihre Geschichte so gemacht worden sind. Das sind Singles und das ist kein einfacher Weg, wie es auch kein einfacher Weg ist zu heiraten. Ich kenne Menschen, die um des Himmelreiches willen nicht heiraten wollen, wie die katholischen Priester oder auch wir als Ordensleute. Aber ich kenne eigentlich niemanden, der aus Kalkül nicht heiratet, weil er sich die Last einer Ehefrau oder eines Ehemanns vom Hals halten will oder Kinder. Sondern schlicht und ergreifend gibt es viele Menschen, die heiraten nicht, weil sie niemanden gefunden haben, der zu ihnen sagt: Du bist es mir wert, dass ich mich an dich binden will. Und das ist sehr, sehr bitter. Davon lebt ja auch eine ganze Industrie, wie man an den ganzen Partnerschaftsportalen sehen kann.

Bruder Paulus Terwitte, Kapuzinermönch und Ethik-Experte

"Ich kenne eigentlich niemanden, der aus Kalkül nicht heiratet"

DOMRADIO.DE: Angenommen, eine Katholikin käme zu Ihnen und wollte sich mit sich selber trauen lassen: Sie dürften das wahrscheinlich gar nicht, selbst wenn sie wollten, oder?

Br. Paulus: Ich würde mit der Dame verständnisvoll sprechen und sagen: Kommen Sie gerne zu mir. Wir reden miteinander, was Ihr eigentliches Anliegen ist. Dann denke ich mir aus der Erfahrung der Seelsorge, dass daraus sehr ehrliche Anliegen sprechen: große Enttäuschung, große Angst. Und dann hoffe ich, dass ich irgendeinen Schlüssel finde, damit dieser Mensch in sich entdeckt, dass er einmal geliebt worden ist und dass er deswegen sich selber lieben will, um ihn dann zu motivieren, auch wiederum andere lieben zu wollen und das Glück in einem Versprechen erfahren zu wollen: Ich will dich lieben, achten und ehren. Dass man einem anderen gibt, das zu entdecken, was man eigentlich gesucht hat, nämlich das größte Glück.

DOMRADIO.DE: Wird diese Sache mit der Solo-Hochzeit eher nur ein amerikanisches Ding der Reichen und Schönen bleiben oder wird dieser Trend auch hier ankommen und in den nächsten Jahren Einzug halten?

Br. Paulus: Es wird genügend dumme Leute geben, die denken, das sei jetzt das Nonplusultra. Und da wir alle in so einer toleranten Gesellschaft leben, die jedes und alles erst einmal gut finden muss, wird es da auch Leute geben, die auf diesen Zug aufspringen. Aber ich finde, wir sollten mit beiden Beinen auf dem Boden stehen bleiben und sagen: Wer das machen will, bitteschön. Aber mit Sinn und Verstand wird man es nicht machen können.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Die Ehe als Sakrament

Die Paare verstehen ihre Ehe als einen sakramentalen Bund – als eine ganzheitliche Lebensgemeinschaft, die in ihrer Unauflöslichkeit die unverbrüchliche Treue der göttlichen Liebe spiegelt.

Sie begreifen ihren Ehebund und ihre eheliche Treue in Verbindung mit dem – in Jesus endgültig offenbar gewordnen – Versprechen, dass Gott in der konkreten Lebenswirklichkeit präsent ist und den Menschen unbedingt treu bleiben will.

Symbolbild Ehe / © BONDART PHOTOGRAPHY (shutterstock)
Quelle:
DR