Ethikrat sieht in künstlicher Intelligenz keinen Ersatz

Mensch ist mehr als sein Gehirn

Künstliche Intelligenz sollte nach Ansicht des Deutschen Ethikrats dem Menschen helfen. Sie könne ihn jedoch nicht komplett ersetzen. Das Gremium veröffentlichte jetzt eine Stellungnahme zu Chancen und Risiken digitaler Anwendungen.

Symbolbild Künstliche Intelligenz  / © Borkin Vadim (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Borkin Vadim ( shutterstock )

Unter dem Titel "Mensch und Maschine - Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz" gibt der Ethikrat konkrete Empfehlungen etwa zur Regelung Sozialer Medien, zur Nutzung in der Bildung oder Anwendung in Medizin und Verwaltung.

KI-Systeme hätten in fast allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens Einzug gehalten, heißt es. Das reiche von Krebsdiagnostik in der Medizin und intelligenten Tutorsystemen in der Schule über Empfehlungssysteme auf Onlineplattformen bis zu Software, die Entscheidungen im Sozial- und Justizwesen oder bei der Polizei unterstützen soll.

Regulierung von Online-Plattformen 

Deutscher Ethikrat

Der Deutsche Ethikrat ist ein unabhängiger Sachverständigenrat, der Politik und Gesellschaft in ethischen Fragen berät und Empfehlungen vorlegt. Ziel ist die naturwissenschaftlich-medizinische, ethische, rechtliche und sozialwissenschaftliche Begleitung. Zudem soll er als Dialogforum die öffentliche Debatte voranbringen und mit vergleichbaren Institutionen in anderen Ländern zusammenarbeiten.

Alena Buyx, Vorsitzende Deutscher Ethikrat, Sigrid Graumann, Sprecherin der AG Pandemie des Deutschen Ethikrates, und Volker Lipp, Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, Pressekonferenz  / © Michael Kappeler (dpa)
Alena Buyx, Vorsitzende Deutscher Ethikrat, Sigrid Graumann, Sprecherin der AG Pandemie des Deutschen Ethikrates, und Volker Lipp, Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, Pressekonferenz / © Michael Kappeler ( dpa )

Konkret empfehlen die Experten, Online-Plattformen bei der Auswahl von Inhalten, der Werbung und dem Datenhandel stärker zu regulieren. Ferner müsse der Aufbau einer digitalen Kommunikationsinfrastruktur in öffentlich-rechtlicher Verantwortung erwogen werden.

In der schulischen Bildung solle sich KI auf Elemente beschränken, die Kompetenzen, soziales Zusammenleben sowie die Persönlichkeitsbildung fördern. Bei der Frage der Gefahrenabwehr müssten Risiken und Chancen öffentlich ausgehandelt werden.

"Der Mensch ist nicht zu ersetzen"

KI-Anwendungen könnten "menschliche Intelligenz, Verantwortung und Bewertung nicht ersetzen", betonte der Philosoph und Mitautor Julian Nida-Rümelin. Die Studie geht grundsätzlich auf das Verständnis von Mensch und Maschine ein. Dabei widersprechen die Experten einer Verkürzung des Menschen auf bestimmte Funktionen etwa seines Gehirns. Zwar werde es der Softwareentwicklung vermutlich immer mehr gelingen, menschliche Fähigkeiten nachzuahmen und in vielen Fällen zu übertreffen. "Das sollte uns aber nicht dazu verführen, ihnen personale Eigenschaften zuzuschreiben", heißt es.

Als Bewertungskriterium gilt für den Rat, ob die KI "menschliche Autorschaft" und die Bedingungen für verantwortliches Handeln erweitert oder vermindert. Ein übergreifendes Anliegen gilt dem Schutz persönlicher Daten. Eingriffe in die Privatsphäre sollten durch rechtliche und technische Vorgaben verhindert und die Daten vor allem zum Wohl der Allgemeinheit genutzt werden.

 

Quelle:
KNA