Stationäre Behandlungen sollten sich stärker als bisher am Patientenwohl ausrichten. In einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Stellungnahme des Ethikrats werden Verbesserungen bei der Kommunikation mit Patienten, der Anzahl von Pflegepersonal sowie der Vergütung angemahnt. Konkret schlägt das Gremium Förderprogramme des Bundes für eine bessere Versorgung behinderter und dementer Patienten vor.
In der Stellungnahme führt der Ethikrat aus, dass Deutschland im Vergleich mit anderen Industrienationen eine der höchsten Krankenhauskapazitäten habe. Der Krankenhaussektor stelle mit 68 Milliarden Euro den größten Ausgabenblock in der gesetzlichen Krankenversicherung dar. Die Versorgung bewege sich auf einem hohen Niveau. Durch die Fokussierung auf Ausgabenverringerung auf Seiten der Krankenkassen und Ertragssteigerungen auf Seiten der Anbieter seien aber Effekte entstanden, die im Hinblick auf das Patientenwohl "Anlass zur Sorge geben", erklärt der Ethikrat.
Konzentration auf gewinnbringende Behandlungen
Als Beispiele nennt er unter anderem die Konzentration auf besonders gewinnbringende Behandlungsverfahren zulasten anderer notwendiger Angebote und "mittlerweile problematische Arbeitsbedingungen für das im Krankenhaus tätige Personal". Der Ethikrat fordert hier Personalschlüssel, die sich an der Zahl von Patienten und deren Pflegebedarf orientieren. Zudem schlägt er eine Mindestquote für voll examinierte Pflegekräfte vor.
Das Expertengremium regt außerdem Änderungen im bisherigen Abrechnungssystem an - weg von Fallpauschalen hin zu einer am tatsächlichen Bedarf orientierten Abrechnung. Der Ethikrat, dem 26 Experten aus Medizin, Recht, Ethik und Kirchen angehören, berät die Politik bei ethisch schwierigen oder umstrittenen Themen. Die Stellungnahme "Patientenwohl als ethischer Maßstab für das Krankenhaus" ist die letzte des aktuellen Gremiums. Die neuen Mitglieder des Ethikrats, die bislang noch nicht komplett bekannt sind, treffen sich Ende April zur konstituierenden Sitzung für die neue vierjährige Amtszeit.