Das berichtet die Zeitung "La Croix" (online Freitag) unter Berufung auf den Präfekten der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Marcello Semeraro. Demnach soll die Behörde noch im April den sogenannten heroischen Tugendgrad Schumans bestätigen, ihm also einen vorbildhaften christlichen Lebenswandel bescheinigen.
Papst Franziskus könnte "im Juni" oder "zumindest vor dem Sommer" Grünes Licht für die Seligsprechung des Politikers geben, wird der Kurienkardinal zitiert. Als Frankreichs Außenminister nach dem Zweiten Weltkrieg sah Schuman eine "Montanunion" zwischen Frankreich und Deutschland vor, also eine behördliche Aufsicht über die Stahl- und Kohleproduktion beider Länder.
Viele christlich-demokratische Kontakte
Die gemeinsame Bewirtschaftung der zentralen Stoffe der Rüstungsindustrie durch die einstigen Erbfeinde war für ihn im Kern Friedenspolitik. Dieses Instrument, das auch für den Beitritt anderer Länder offen stand, sollte zur Keimzelle der europäischen Einigung werden.
Seit den 20er Jahren knüpfte der überzeugte Katholik Schuman ein dichtes Netz von Kontakten mit christlich-demokratischen Politikern aus ganz Europa, etwa Konrad Adenauer oder dem Italiener Alcide de Gasperi. Diese Beziehungen sollten nach 1945 Früchte tragen. Zwischen 1947 und 1953 gehörte Schuman allen schnell wechselnden französischen Regierungen an - zunächst als Finanzminister, dann als Premier- und Außenminister.
"Unglaubliches Zeichen der Hoffnung"
Gegen die Anfeindung der Gaullisten betrieb er mit Energie seine Idee der europäischen Einigung und einer deutsch-französischen Annäherung. Auch die Straßburger Konvention für die Menschenrechte und Grundfreiheiten von 1950 gilt als sein Werk.
Schumans Seligsprechungsprozess wurde 1990 in seinem Heimatbistum Metz eingeleitet. 2004 wurde die Akte an Rom übergeben. "Was er für die deutsch-französische Versöhnung getan hat, ist ein unglaubliches Zeichen der Hoffnung in politischer Hinsicht", zitiert "La Croix" einen der Betreiber des Seligsprechungsprozesses, Cedric Burgun; "er ging echte Wege der Versöhnung von Feinden".
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) nannte Schuman 1988 vor dem EU-Parlament ein "ewiges Vorbild für alle Verantwortlichen am Aufbau Europas".