Evangelische Kirche kritisiert Olympia für Russen-Teilnahme

"Teil der russischen Staatspropaganda"

Der evangelische Sportbeauftragte übt Kritik am Internationalen Olympischen Komitee und an der Fifa. Die Verbände müssten Kompetenzen abgeben und Menschenrechte achten. Er verdeutlicht die negativen Folgen der Großveranstaltungen.

Symbolbild russische Athleten bei Olympia / © Marijan Murat (dpa)
Symbolbild russische Athleten bei Olympia / © Marijan Murat ( dpa )

Die Entscheidung, 15 russische Athletinnen und Athleten in Paris unter neutraler Flagge antreten zu lassen, sei hoch problematisch, sagte der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Thorsten Latzel, der Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (August).

Thorsten Latzel / © Federico Gambarini (dpa)
Thorsten Latzel / © Federico Gambarini ( dpa )

Die formale Verpflichtung der russischen Athleten, weder den Krieg gegen die Ukraine zu unterstützen noch mit dem russischen Militär Kontakt zu haben, ändere nichts, sagte Latzel. 

"Es bleibt unklar, wie sich das überprüfen lässt, und erst recht, ob solch ein Sport im autoritären Russland überhaupt möglich ist." Auch ohne russische Hymne oder Fahne seien die Sportlerinnen und Sportler "Teil der russischen Staatspropaganda".

Große Sport-Events verdrängen Bewohner

Kritik übte der Theologe auch an der Olympia-Organisation insgesamt. Für viele Menschen in Paris hätten die Spiele negative Folgen, etwa weil Mieten stiegen und Lebenshaltungskosten teurer würden. "Im Blick auf die Stadtgesellschaft sind sportliche Großevents meist gentrification games." 

So seien Wohnungslose und Studenten "systematisch aus der Stadt ausgelagert" worden, um Wohnraum für Olympia zu schaffen. Gentrifizierung beschreibt den Wandel eines Stadtquartiers, aus dem die bisherigen Bewohner wegziehen müssen, weil sie sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten können.

Eine sozialere Gestalt künftiger Olympischer Spiele ist nach Latzels Überzeugung nur dann möglich, wenn das Internationale Olympische Komitee Kompetenzen abgeben würde. Nur dadurch wären transparente, die Menschenrechte wahrende und bescheidenere Spiele möglich, sagte Latzel. Gleiches gelte für den Weltfußballverband Fifa, der die Weltmeisterschaften organisiert.

Sport- und Olympiaseelsorge

Die deutsche Olympiamannschaft wird seit mehr als 50 Jahren bei Sommer- und Winterspielen von einem ökumenischen Seelsorgerteam begleitet. Ein katholischer und ein evangelischer Geistlicher bieten den Athleten, Trainern und Betreuern Gesprächsmöglichkeiten und Gottesdienstbesuche an. Auch bei den Paralympischen Spielen stellen die beiden großen Kirchen ein Seelsorgerteam, das den Sportlern mit Behinderung zur Seite steht. Bei den Universiaden, den Weltsportspielen der Studenten, reisen meist ebenfalls Seelsorger mit.

Zuschauerin bei den olympischen Spielen / © Hendrik Schmidt (dpa)
Zuschauerin bei den olympischen Spielen / © Hendrik Schmidt ( dpa )
Quelle:
KNA