Die Frau hatte laut der Wochenzeitung Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Vater erhoben. Erste Vorwürfe seien bereits 1999 an die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau gegangen, das Geld habe sie im vergangenen Jahr erhalten.
Die Landeskirche äußerte sich auf Anfrage nicht zum konkreten Fall. 130.000 Euro sind eine vergleichsweise hohe Zahlung. Die Musterordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sieht maximal 50.000 Euro vor.
Systematisches "Versagen der Kirche"
Konkret berichtete die Tochter der Zeitung, dass 1999 ein befreundeter Pfarrer den zuständigen Dekan über den Missbrauch informiert habe, außerdem habe ein Freund eine offizielle Eingabe gemacht. Beide Male sei nichts geschehen. Nach weiteren Interventionen habe sie schließlich die Anerkennungsleistung erhalten. Für ihre "individuelle Situation" seien 110.000 Euro gezahlt worden, weitere 20.000 Euro "allein für das systematische Versagen der Kirche".
Forscher stellen am kommenden Donnerstag eine mit Spannung erwartete Studie zum Missbrauch im Bereich der evangelischen Kirche vor. Die EKD hatte die Untersuchung 2020 für 3,6 Millionen Euro in Auftrag gegeben. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte bereits vor fünf Jahren eine Studie zu Missbrauch in der katholischen Kirche vorgelegt.