Evangelische Spitzenrepräsentanten beim Papst

Einladung nach Deutschland

Papst Franziskus hat im Vatikan Spitzenvertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland empfangen - unter anderem den Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. Im Mittelpunkt des Treffens steht das 500. Reformationsgedenken.

Heinrich Bedford-Strohm (l.) und Reinhard Kardinal Marx nach der Papstaudienz / © Cristian Gennari (KNA)
Heinrich Bedford-Strohm (l.) und Reinhard Kardinal Marx nach der Papstaudienz / © Cristian Gennari ( KNA )

Dieses biete die Gelegenheit, "einen weiteren Schritt vorwärts zu tun", sagte der Papst in seiner Ansprache. Er forderte eine "Intensivierung des theologischen Dialogs", um die weiter bestehenden Differenzen in Glaubenslehre und Ethik zu überwinden. "Besonnen müssen wir uns mit inständigem Gebet und all unseren Kräften darum bemühen, die noch bestehenden Hindernisse zu überwinden", so Franziskus. Besonders in gemischt-konfessionellen Ehen sei der Schmerz über das Trennende zwischen Katholiken und Protestanten groß. Zugleich forderte der Papst eine Stärkung der praktischen Zusammenarbeit zwischen EKD und Deutscher Bischofskonferenz für Notleidende und Umwelt.

Den ökumenischen Dialog zwischen Protestanten und Katholiken in Deutschland würdigte Franziskus als "segensreichen Weg des geschwisterlichen Miteinanders". Er forderte beide Seiten auf, mutig und entschlossen auf diesem Weg weiterzugehen. "Wir haben die gleiche Taufe: Wir müssen zusammen gehen, ohne müde zu werden." Die Audienz dauerte etwa 45 Minuten.

Franziskus sagte weiter, er sei dankbar, dass Protestanten und Katholiken in Deutschland anlässlich des Reformationsgedenkens einen bedeutenden gemeinsamen Akt der Buße und Versöhnung am 11. März in Hildesheim vollzögen. Er äußerte die Hoffnung, der ökumenische Gottesdienst sowie die weiteren Initiativen von EKD und Deutscher Bischofskonferenz könnten Impulse sein, um noch rascher auf dem Weg voranzukommen. Franziskus hielt seine Ansprache auf Italienisch.

"Große Offenheit"

Im Anschluss an die Papst-Audienz wird die Delegation unter Leitung des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm am Montagvormittag mit Kardinal Kurt Koch sprechen, der im Vatikan für die Beziehungen zu den protestantischen Kirchen zuständig ist. Begleitet werden die deutschen Protestanten vom Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lobt die Aufgeschlossenheit von Papst Franziskus für Fragen der Ökumene. "Im persönlichen Gespräch mit ihm spürt man eine ganz große Offenheit", sagte Bedford-Strohm am Montag im WDR kurz vor einer neuen Audienz bei Franziskus im Vatikan. An dem Papst-Empfang für die EKD-Delegation nimmt auch Kardinal Reinhard Marx teil, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Wohl der Menschen im Blick

Papst Franziskus sei vor allem "nah am Menschen", betonte der EKD-Ratsvorsitzende. Und das Wohl aller Menschen sei dem katholischen Kirchenoberhaupt wichtiger als die reine Lehre. Bedford-Strohm lobte auch das gute Miteinander von katholischer und evangelischer Kirche in Deutschland. Dies zeige sich nicht zuletzt auch darin, dass es gelinge, aus Anlass von 500 Jahren Reformation ein gemeinsames Christusjahr zu feiern. Weltweit erlebe man so viel an Spaltung und Unfrieden, da sollten die Konfessionen wenigstens ein Zeichen der Einheit setzen.

Hilfreich sei dabei nicht nur die gute Zusammenarbeit zwischen ihm und Kardinal Marx, ergänzte Bedford-Strohm. Dabei verwies er auf die gemeinsame Pilgerreise von Spitzenvertretern beider Kirchen im letzten Herbst ins Heilige Land. Diese Pilgerfahrt habe sehr viel Vertrauen geschaffen, so der bayerische Landesbischof: "Da sind wir auch an der Spitze enger zusammengewachsen", wie es an der Basis in vielen Gemeinden schon länge selbstverständlich sei.

Zweites Treffen mit Papst

Für Bedford-Strohm, der seit November 2014 Ratsvorsitzender ist, handelt es sich um die zweite Begegnung mit dem Papst. Im April 2016 hatte Franziskus bei einem als privat deklarierten Treffen im Gästehaus Santa Marta gut eine Stunde mit ihm gesprochen.

Vor dem Besuch beim Papst hatte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst (epd) gesagt, es sei an der Zeit, gemeinsam über weitere konkrete Schritte auf dem Weg zur sichtbaren Einheit der Kirchen nachzudenken. Der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten nannte es "ein beeindruckendes Zeichen von Papst Franziskus", dass dieser am 31. Oktober vergangenen Jahres auf Einladung des Lutherischen Weltbundes ins schwedische Lund gereist war, um an der Eröffnung des Jubiläumsjahres teilzunehmen. Damit habe er gezeigt, wie sehr ihm die Ökumene am Herzen liegt.

Salesianerpater Norbert Hofmann, Sekretär der Päpstlichen Kommission, sagte domradio.de: "Es gab schon vorher evangelische Delegationen beim Papst - aber im Jahr 2017 ist alles anders. Das Reformationsgedenken will man gemeinsam begehen. Deswegen kommt Kardinal Marx mit. Das ist ein sehr schönes ökumenisches Zeichen." Der Papst selber kennt Bedford-Strohm. Er war letztes Jahr schon hier – Marx sowieso. Und im schwedischen Lund hat Papst Franziskus letztes Jahr am 31. Oktober die Spitze des lutherischen Weltbundes getroffen. Insofern begegnen sich nicht Fremde, sondern Leute die sich schon gut kennen.

Starker ökumenischer Akzent

Am Montagabend steht ein Gottesdienst mit der evangelisch-lutherischen Gemeinde Roms auf dem Programm. Die Reise findet statt im "Luther-Gedenkjahr", das an den Auftakt der Reformation vor 500 Jahren erinnert. Mit der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers am 31. Oktober 1517 begann die Reformation.

Die evangelische Kirche feiert bis Oktober des laufenden Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte. Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten wird der 500. Jahrestag mit einem starken ökumenischen Akzent gefeiert.


Bedford-Strohm mit Papst Franziskus  / © L'Osservatore Romano (epd)
Bedford-Strohm mit Papst Franziskus / © L'Osservatore Romano ( epd )
Quelle:
epd , KNA , DR