Das sagte der scheidende evangelische Bischof der Landeskirche Schaumburg Lippe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf die stark gestiegenen Austrittszahlen. "Eine selbstgefällige Institutionalität war und ist hinderlich." Manzke (65) geht im Februar 2024 nach 15 Jahren als Landesbischof in den Ruhestand.
Glaubwürdigkeit verloren
Seit 1950 habe sich die Mitgliederzahl der Kirchen glatt halbiert, sagte er: von 96 Prozent der Bevölkerung auf 48 Prozent. Dabei spielten objektive Ursachen eine Rolle wie etwa die wachsende Skepsis gegenüber großen Institutionen. Die Kirche habe aber auch selbst Fehler gemacht. Sie habe kaum eine Kundenorientierung entwickelt und häufig die Nähe zu den Menschen verloren. So habe sie auch an Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft verloren. Manzke sprach von einem "Epochenbruch".
"Völlige Fehleinschätzung"
Die Überzeugung, dass die Zugehörigkeit zur Kirche ganz selbstverständlich von Generation zu Generation weitergegeben werde, sei falsch gewesen, sagte Manzke. Eine "völlige Fehleinschätzung" sei auch die Annahme, dass Religiosität und Kirche deckungsgleich seien. Dies habe zu "Selbstgenügsamkeit und Selbstbeharrung" geführt. Frömmigkeit und Spiritualität hätten vielmehr auch außerhalb der Kirche einen Platz. Ein Fehler seien auch einseitige politische Positionierungen der Kirche gewesen.
Trotzdem große Reichweite
Manzke rief die Kirchen auf, sich auf ihre zentralen Aufgaben zu konzentrieren. Dazu gehörten schöne Gottesdienste, Nächstenliebe und die Unterstützung der Menschen in ihrer Berufs- und Alltagswelt. Trotz rückläufiger Mitgliederzahlen seien die gesellschaftliche Verankerung der Kirche und ihre soziale Reichweite weiterhin hoch. "Eine Kirche, die ihre Dienstaufgabe an der Gesellschaft wahrnimmt, steigert ihre Anerkennung." Das erlebe er etwa in seiner Arbeit in der Seelsorge bei der Bundespolizei oder in der Zusammenarbeit mit Unternehmen, Schulen, Handwerkern oder Landwirten vor Ort.
Grenzen überschreiten
Die Kirchen müssten die Grenzen ihres eigenen Milieus weit überschreiten, rät der scheidende Bischof. Strukturfragen seien zweitrangig. Vielmehr gehe es darum, "selbst eine neue Beziehung zur spirituellen und existentiellen Tiefe des Glaubens zu entwickeln und mit den Menschen zu leben". Zudem sei die Kirche "ein großartiges Betätigungsfeld für Ehrenamtliche".