Evangelischer Kirchentag in Hannover will Zeichen gegen Rechts setzen

AfD wird ausgeschlossen

Gegen Rassismus und Menschenverachtung: Mit rund 1.500 Veranstaltungen unter dem Motto "mutig, stark, beherzt" will der Evangelische Kirchentag in Hannover die Demokratie stark machen. Die AfD soll keine Bühne bekommen.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Der nächste Kirchentag findet vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover statt. Er steht unter der Losung "mutig - stark – beherzt" (1 Kor 16,13-14). / © Jens Schulze (epd)
Der nächste Kirchentag findet vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover statt. Er steht unter der Losung "mutig - stark – beherzt" (1 Kor 16,13-14). / © Jens Schulze ( (Link ist extern)epd )

Die Demokratie und der gesellschaftliche Zusammenhalt stehen im Zentrum des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 30. April bis 4. Mai in Hannover stattfinden soll. Beteiligt sind etwa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, CDU-Chef Friedrich Merz, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, der Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und der Baden-Württembergische Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne).

Eine Partei allerdings wird man bei der Veranstaltung vergeblich suchen: Offizielle Vertreter der AfD werden auch in der niedersächsischen Landeshauptstadt, wie schon in der Vergangenheit, nicht an Podien des Kirchentags teilnehmen. "Wir stellen uns ganz klar gegen Rassismus und Menschenverachtung", sagte Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund. Man wolle der schleichenden Diskursverschiebung keinen zusätzlichen Raum geben. "Es gibt nicht ohne Grund einen Verbotsantrag gegen die AfD." Zur Frage, ob sich auch Vertreter des Bündnisses Sahra Wagenknecht am Programm des Protestantentreffens beteiligen, konnten die Veranstalter hingegen keine Auskunft geben.

"Eine besonders schwere Zeit"

"Es ist eine besonders schwere Zeit", sagte Jahn. "Wir schauen zu oft auf das Trennende, anstatt das Gemeinsame zu suchen." Der Kirchentag wolle mit seinen Veranstaltungen deswegen "den Mehrwert in unserer Gesellschaft, der auf demokratischen Werten fußt" herausarbeiten. "Es geht darum, all jenen, die sich als Minderheit fühlen, ein Gesicht zu geben und sie zu Wort kommen zu lassen."

Die vergangenen Monate und Wochen hätten sehr deutlich gezeigt: "Demokratie, Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit, soziale Teilhabe sind nicht gottgegeben", so Siegesmund. "Sie müssen geachtet, verteidigt und erkämpft werden."

Nähe zur Bundestagswahl ist schwierig

Politisch leidet der Kirchentag nach Angaben von Programmleiterin Stefanie Rentsch unter der Nähe zur Bundestagswahl. Politikerinnen und Politiker seien für viele Veranstaltungen angefragt, ihre Teilnahme könne sich aber noch kurzfristig ändern.

Kirchentag-Generalsekretärin Kristin Jahn verwies besonders auf die geistlichen Angebote des Treffens. Bei Spontansegnungen in Hannover gehe es um ein Hinterfragen festgefahrener Gottesbilder. "In Zeiten, in denen sich Politiker wie Trump als Erlöser bezeichnen, weichen wir nicht aus", sage Jahn. "Wir fragen, was passiert, wenn Religion missbraucht wird, um Demokratien auszuschalten." Schnelle und banale Lösungen seien oft verführerisch, führten aber oft zu einem bösen Ende. Doch auch neue Gottesdienstformen sollen während des Protestantentreffens erprobt werden.

Auch Missbrauch ist Thema

Ein besonderer Schwerpunkt liege daneben auf der Aufarbeitung des Missbrauchs in der Kirche und beim Kirchentag. "Wie können wir noch von Vergebung reden, in einer Kirche, die das so oft missbraucht hat, um Betroffene fügsam zu machen?", fragte Jahn. In insgesamt elf Veranstaltungen will sich der Kirchentag der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche und in den eigenen Reihen widmen. Dabei sollen auch Betroffenenvertreter zu Wort kommen. "Wir wollen unsere bleibende Verantwortung in den Blick nehmen."

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen in der Bundesrepublik. Wichtigste Leitungsgremien sind die EKD-Synode mit ihren Mitgliedern, die Kirchenkonferenz mit Vertretern der Landeskirchen sowie der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Rat. Sitz des EKD-Kirchenamtes ist Hannover.

Synode der EKD / © Norbert Neetz (epd)