Solche Formate mit Lichtshows und Videoprojektionen hätten eher in Großstädten die Wirkung, dass Menschen darüber wieder einen Weg zur Kirche fänden und sich neuerlich mit dem christlichen Glauben befassten, erklärte Stuflesser nach Angaben der Julius-Maximilians-Universität (JMU) vom Dienstag.
"Allein am Design herumschrauben, hilft nicht"
Wer die Kirchenbänke wieder füllen wolle, müsse sich vor allem die Frage stellen, warum so viele Menschen in den vergangenen Jahren auf Distanz zur Kirche gegangen seien, so der Professor. Für die Liturgie bedeute das: "Allein am Design der Gottesdienste herumzuschrauben, hilft nicht." Denn dann kämen kirchenkritische Menschen nur deshalb, weil es sich eben um ein Event handele - "das aber als Event womöglich nur um sich selbst kreist", so Stuflesser.
Er sehe kritisch, dass es eine "Eventisierung" in allen Gesellschaftsbereichen gebe. An vielen Stellen werde derzeit versucht, dadurch Menschen zu binden: "Denn es hat ja nicht nur die Kirche das Problem, dass die Leute wegbleiben. Auch Parteien, Gewerkschaften und Vereine erleben das."
Ressourcenmangel in der Kirche
Bei der Kirche komme erschwerend ein Mangel an Ressourcen hinzu. In Notsituationen springe im Pfarrbüro oft nur noch der Anrufbeantworter an. Nach Stuflessers Einschätzung liegt es vor allem daran, dass Menschen der Kirche fernbleiben - weniger an mangelndem Event-Charakter. "Wobei auch die Frage der Qualität der ganz normalen Gottesdienste eine Rolle spielt."
Bei einem entsprechenden Forschungsprojekt mit seinem JMU-Kollegen Hans-Georg Ziebertz habe er unter anderem herausgefunden, dass flächendeckend von liturgischen Normen abgewichen werde. So falle oft die Lesung aus dem Alten Testament weg - aus Angst, die Gottesdienste dauerten zu lang und die Besucher verstünden nichts. Stuflesser sieht dies kritisch: "Schließlich gelten doch alle Teile der Bibel als Heilige Schrift."