Am Donnerstag nimmt der Vatikan den Prozess wegen des Verdachts der Veruntreuung gegen zwei frühere Mitarbeiter seiner Kinderklinik "Bambino Gesu" wieder auf. Weil sie einem Kardinal die Renovierung seiner Wohnung mit Krankenhausgeldern finanzierten, müssen sich der Ex-Präsident der Stiftung des vatikanischen Kinderkrankenhauses, Giuseppe Profiti, sowie der frühere Schatzmeister der Stiftung "Bambino Gesu", Massimo Spina, erneut vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft des Kleinstaats wirft Profiti die Veruntreuung von rund 420.000 Euro vor. Der Prozess begann Mitte Juli mit der Verlesung der Anklage und wird nun von Donnerstagvormittag bis vorerst Samstag fortgesetzt.
Einige italienische Medien merken an, dass die Wiederaufnahme des Prozesses sich mit der Kolumbienreise von Papst Franziskus (6.-12.9.) überschneidet. Sie vermuten, so solle die Aufmerksamkeit für die Prozessberichterstattung verringert werden.
Umbau des Appartements von Kardinal Tarcisio Bertone finanziert
Mit den zweckentfremdeten Geldern soll der Umbau des Appartements von Kardinal Tarcisio Bertone, unter Benedikt XVI. (2005-2013) Kardinalstaatssekretär und damit Nummer zwei des Vatikan, finanziert worden sein. Den Auftrag dazu soll der frühere Präsident der Stiftung "Bambino Gesu" der Firma eines befreundeten Unternehmers zugeschanzt haben.
Bertone hat nach eigenen Angaben nichts von dem Beitrag der Stiftung gewusst. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe tauschte der Vatikan im November 2015 den kompletten Vorstand der Klinik aus.
Italienische Medien: "Luxusimmobilie"
Kardinal Bertone war wegen der Renovierung eines 300-Quadratmeter-Appartments neben dem Petersdom wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Italienische Medien sprachen von einer Luxusimmobilie und enthüllten die Teilfinanzierung durch die vatikanische Kinderklinik.
Laut den Berichten sollte Bertone im Gegenzug seine Räume für Veranstaltungen zur Verfügung stellen, um Spendengelder für das Krankenhaus einzuwerben. Bislang habe es jedoch keinen derartigen Termin gegeben. 300.000 Euro hat der frühere Kardinalstaatssekretär nach eigener Aussage für die Renovierung selbst beigesteuert.
Unterstützung der Kinderklinik, um den "moralischen Schaden" wiedergutzumachen
Bertone selbst hatte die Medienberichte über seine angebliche Luxuswohnung stets vehement bestritten. Außerdem verwies er darauf, dass er mit drei Ordensfrauen in der Wohnung lebe, die ihm den Haushalt führen. Im März 2016 überwies Bertone 150.000 Euro an die Stiftung der vatikanischen Kinderklinik, um den "moralischen Schaden" wiedergutzumachen. Dies sei jedoch kein Schuldeingeständnis, sondern ein "Geschenk".