Bei den offenbar verabredeten Angriffen ab etwa 18.30 Uhr habe es sich um eine gezielte Störung der Jahresschlussmesse gehandelt, sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Immer wieder war das Nordfenster des Doms rot erleuchtet, weil Rakete auf Rakete dagegen flog." Zudem sei es im voll besetzten Dom sehr laut gewesen. "Ich hatte zeitweise Angst, dass Panik ausbricht", sagte Schock-Werner.
Nach ähnlichen Ereignissen vor etwa zwölf Jahren sei stets die Polizei an Silvester gebeten worden, während der Gottesdienste Böller auf den Dom zu verhindern. "Und das ist auch weitgehend gelungen. Deshalb meine Verwunderung, dass das in diesem Jahr überhaupt nicht funktioniert hat." Demnach müsse "an diesem schrecklichen Silvesterabend" schon um diese Zeit "etwas grundsätzlich schiefgelaufen sein", sagte Schock-Werner, von 1999 bis 2012 Kölner Dombaumeisterin.
Empörung über Beschuss des Doms angesichts der Übergriffe in Hintergrund getreten
Dass die Empörung über den Angriff auf den Dom bisher ausgeblieben sei, führte sie auf die Ereignisse rund um den Bahnhof zurück. "Die vielen sexuell motivierten Attacken auf Frauen im Verlauf des späteren Abends waren so schrecklich, dass der schlimme Auftakt in den Hintergrund geriet." Allerdings seien schon immer an Silvester zumindest vereinzelt Raketen auf den Dom gefeuert worden. "Vielleicht, weil er so eine schöne Kulisse darstellt", so die Kunsthistorikerin. "Das Denken der Menschen ist manchmal merkwürdig." Sie wolle jedoch nicht behaupten, dass die Angriffe den Dom hätten schädigen oder "kränken" sollen. Gemeint sei wohl das Symbol. "Wobei der Kölner Dom beides ist. Er ist religiöser Ort, aber er steht ja als Wahrzeichen auch für die ganze Stadt."
Abgesehen von der allgemeinen Brandgefahr hätten die Raketen den wächsernen Schutzbezug der Bronzeportale zum Schmelzen bringen können, sagte die Kunsthistorikern. Außerdem verstopften Reste von Raketen und Böllern mitunter das Regenablaufsystem auf den Dächern des Doms.