Crasso war 27 Jahre als Finanzberater für das vatikanische Staatssekretariat tätig und nutzte dabei vor allem Kontakte zu seinem früheren Arbeitgeber, der Credit Suisse.
Ihm werden Unterschlagung, Korruption, Erpressung, Geldwäsche, Betrug, Amtsmissbrauch und Urkundenfälschung vorgeworfen. Er räumte ein, dass es ein großer Fehler gewesen sei, zu einem Treffen nach London zu reisen, bei dem ein fragwürdiger Immobilien-Deal spruchreif wurde.
270 Millionen Euro Verlust
Im Kern geht es in dem Prozess mit weiteren neun Angeklagten um finanzielle Unregelmäßigkeiten und Verluste von rund 270 Millionen Euro beim Erwerb einer noblen Londoner Immobilie. Hierbei sollen Berichten zufolge auch Spenden aus der päpstlichen Sammlung "Peterspfennig" benutzt worden sein; ein Vorwurf, den der ebenfalls angeklagte Kardinal Giovanni Angelo Becciu ausdrücklich zurückwies.
In dem seit vergangenen Juli laufenden Prozess wurden bis dato acht der zehn Angeklagten befragt. Alle beteuern ihre Unschuld oder sehen sich, wie etwa der Ex-Direktor der vatikanischen Finanzaufsicht AIF, Rene Brülhart, als gänzlich Unbeteiligte. Noch auf der Liste der zu befragenden Angeklagten stehen die Sicherheitsberaterin Cecilia Marogna sowie der Mailänder Rechtsanwalt Nicola Squillace. Bei beiden ist jedoch fraglich, ob sie zu einer Befragung erscheinen würden.
Im nächsten Schritt steht dann die Zeugenbefragung an. Diese kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Insgesamt sind 200 Zeugen in den Prozess involviert.