Ex-ZdK-Vizepräsidentin kritisiert Synoden-Abschlusstext

"Leidensfähigkeit von Kirchenfrauen hat Grenzen"

Die Weltsynode habe die Anliegen des deutschen Synodalen Weges bestätigt, findet Claudia Lücking-Michel. Doch mit Blick auf Weiheämter für Frauen zeigt sie sich enttäuscht und ruft dazu auf, Bischöfe in die Pflicht zu nehmen.

Eine Teilnehmerin überreicht Papst Franziskus ein Geschenk aus Ghana während der Weltsynode am 17. Oktober 2024 im Vatikan.  / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eine Teilnehmerin überreicht Papst Franziskus ein Geschenk aus Ghana während der Weltsynode am 17. Oktober 2024 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Ex-ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel hat den Abschlusstext der Weltsynode als "männerzentriert" kritisiert.

"Frauen werden geschätzt für ihre Mütterlichkeit, ihre Leidensfähigkeit und Warmherzigkeit, nicht aber für ihre Fähigkeiten des Führens, des Entscheidens oder gar der Bekleidung kirchlicher Weiheämter", schreibt Lücking-Michel am Mittwoch auf dem Portal "feinschwarz.net". Sie könne daher nur warnen: Auch die Leidensfähigkeit von Kirchenfrauen habe ihre Grenzen.

Claudia Lücking-Michel / © Bert Bostelmann (KNA)
Claudia Lücking-Michel / © Bert Bostelmann ( KNA )

Die Synode schiebe in ihrem Abschlusstext die Verantwortung für eine Veränderung der kirchlichen Strukturen auf die Frauen. Die Kirche selbst werde nicht in die Pflicht genommen, so Lücking-Michel. Zudem werde insinuiert: "Wenn die Frauen es nicht schaffen, dann kommen ihre Anliegen wohl offensichtlich nicht vom Heiligen Geist."

Synode schiebe Verantwortung auf Frauen ab

Auch, dass die Weltsynode in ihrem Abschlusstext festhält, die Entscheidung über die Zulassung von Frauen zum Diakonenamt sei noch offen, ist für Lücking-Michel kein Grund zur Freude: "Dass sie 'offen bleibt' weil - wie an anderen Stellen zu lesen - die Zeit noch nicht reif und dass weitere Überlegungen erforderlich seien, lässt wenig Raum für Freude und Hoffnung." Lücking-Michel fordert in diesem Zusammenhang für Frauen den Zugang zu allen sakramentalen Ämtern in der katholischen Kirche.

Lücking-Michel ruft Frauen dazu auf, Rechenschaft von ihren Bischöfen zu verlangen: "Frauen sollten ihrerseits viel klarer und entschiedener Rechenschaft von denen einfordern, auf deren Seite immer noch die letztgültige Entscheidungsmacht liegt, ob ihre Bereitschaft und ihre Berufung wirklich wahr- und aufgenommen werden."

Verweigerung begründungspflichtig

Es gebe keinen Grund sich zu verstecken, so Lücking-Michel. "Was ist Ihre Position, Herr Bischof? Wofür steht Ihr? Was tut Ihr dafür, um den Heiligen Geist nicht länger aufzuhalten? In den synodalen Beratungen wurde deutlich, dass es weltweit kraftvolle Stimmen für die Zulassung von Frauen zum Diakonat gibt, gehört Ihre auch dazu?" Nicht der Zugang von Frauen, sondern die Verweigerung ihres Zugangs zu allen Ämtern und Aufgaben sei begründungspflichtig.

Niemand in Deutschland könne sich mehr hinter Rom verstecken, um Entscheidungen auszuweichen. Der Synodale Weg in Deutschland sei durch die Weltsynode gestärkt worden, so Lücking-Michel. "Es ist höchste Zeit, mit voller Kraft auf dem Synodalen Weg weiterzugehen."

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA